Springreiter feiern siebtes EM-Gold

Madrid (dpa) - Die Party begann schon vor dem letzten Ritt von Ludger Beerbaum: Die deutschen Springreiter haben in Madrid vorzeitig Gold gewonnen. Es war bereits der siebte EM-Sieg einer Mannschaft aus Deutschland.

Als erstes rannte die Frau von Otto Becker heran und fiel dem Bundestrainer um den Hals. „Wahnsinn“, rief Becker und bejubelte den siebten Gold-Streich der deutschen Springreiter bei einer EM: „Ich bin glücklich, sehr glücklich.“ Nach einer Aufholjagd hatte sein Team in Madrid schon vor dem letzten Reiter den Titel gewonnen. „Die brauchen mich gar nicht mehr“, scherzte Becker über sein Quartett, das trotz eines Wasserschadens der besonderen Art siegte: Ludger Beerbaums Pferd Gotha hatte zweimal Probleme mit dem nassen Hindernis.

Die Deutschen durften schon feiern, bevor Beerbaum am Freitag seine dritte EM-Runde reiten musste - und dieses Mal fehlerfrei blieb. Janne-Friederike Meyer (Schenefeld) mit Lambrasco hatte den Sieg frühzeitig perfekt gemacht und damit die deutsche Party eröffnet. „Ich bin wahnsinnig glücklich“, jubelte die frischgebackene Europameisterin und konnte den frühen Sieg kaum fassen.

„Ich hatte es nur überschlagen“, berichtete Meyer, die vor ihrem Ritt nicht sicher wusste, dass sie sich einen Abwurf leisten durfte. „Wenn man das im Hinterkopf hat, dann reitet man scheiße“, sagte die Reiterin mit dem flotten Mundwerk. Hinter dem deutschen Team, das nur 10,41 Strafpunkte kassierte, kam am Freitag Frankreich (15,95) auf den Silberrang. Bronze ging an Großbritannien (22,46), während die am Vortag noch führenden Niederländer (23,42) nur auf Rang vier kamen.

In der Einzelwertung winkt Carsten-Otto Nagel ein weiteres Gold. Der 48 Jahre alte Reiter aus Norderstedt verteidigte im Sattel der Stute Corradina seine Führung. „Es ist kaum zu glauben“, sagte Nagel: „Ich genieße es in vollen Zügen“. Die zweite Finalentscheidung fällt am Sonntag. Nagel führt mit 0,69 Strafpunkten vor dem Briten Nick Skelton mit Carlo (1,04) und dem Niederländer Gerco Schröder mit New Orleans (1,54). Meyer ist mit Lambrasco (6,99) als Siebte zweitbeste deutsche Starterin im Einzel.

„Das war doch keine Überraschung“, kommentierte Nagel seinen ersten Platz im Einzel trocken. Der EM-Spitzenreiter strotzt weiter vor Selbstvertrauen. „Ich habe das ganze Jahr für diese Woche geplant.“ Außer Nagel und Meyer gehörten zum deutschen Team Marco Kutscher (Riesenbeck) mit Cornet Obolensky und Beerbaum (Riesenbeck) mit Gotha.

Den Anfang machte am Freitagabend Kutscher mit einer makellosen Runde. „Das gibt schon Sicherheit“, sagte der Doppel-Europameister von 2005, der am Vortag zwei Abwürfe hatte. „Vom Feinsten“, lobte Beerbaum seinen Teamkollegen und Mitarbeiter auf dem Hof in Riesenbeck. „Ich habe tief durchgeatmet - absolut.“

Die nächste tadellose Runde lieferte Nagel, der in Madrid bereits zum dritten Mal ohne Fehler blieb. „Es gibt wenig, was uns aufhalten kann“, kommentierte der 48-Jährige. „Die Abstimmung ist einfach gut. Es macht einfach Spaß, sie zu reiten“, lobte er seine 13-jährige Stute: „Sie kann alles springen.“

Meyer ließ die deutschen Fans in Madrid und ihre Teammitglieder schließlich jubeln, bevor der Wettbewerb beendet war. Die 30-Jährige behielt die Nerven und brachte Lambrasco sicher durch den Parcours.

Eine entscheidende Rolle spielt bei der EM der Wassergraben, auch wenn es am Ende gut ging. „Ich habe in meiner Karriere schon viele Abstimmungsprobleme gehabt, aber noch nie am Wasser“, sagte Ludger Beerbaum. Zweimal hatte der Routinier aus Riesenbeck mit seiner Stute Gotha Probleme an dem feuchten Sprung, umgerechnet sechs Strafpunkte kostete der Wasserschaden, die mögliche Führung nach der zweiten von insgesamt drei Wertungsprüfungen war dadurch vergeben. Aber Beerbaum bekam das Problem in den Griff, ritt am Freitag souverän und durfte befreit kräftig mitfeiern.