Mayer und Co. mit schlechtester Bilanz seit 1987
London (dpa) - Nur elf Tage nach den schwarz-rot-goldenen Festspielen von Halle liegt das deutsche Herren-Tennis am Boden. Erstmals seit 24 Jahren erreichte kein Akteur des Deutschen Tennis Bundes die dritte Runde von Wimbledon - ein Debakel am Ort von Boris Beckers großen Triumphen.
„Das ist natürlich ein sehr, sehr schwaches Gesamtbild“, räumte Florian Mayer ein. Der 27-Jährige hatte als Letzter die Chance, die blamable Bilanz zu verhindern. Doch kraftlos, mutlos, ideenlos ging der 27-Jährige nach gewonnenem ersten Satz gegen den Belgier Xavier Malisse zu Werke. 6:1, 3:6, 2:6, 2:6 hieß es am Ende - das schlechteste Abschneiden seit 1987 war perfekt.
„Wenn Mitte der ersten Woche kein Deutscher mehr dabei ist, ist das natürlich enttäuschend“, resümierte der frustrierte Davis-Cup-Teamchef Patrik Kühnen.
Vor 24 Jahren hatte es von neun deutschen Teilnehmern als letzte Titelverteidiger Becker, Eric Jelen und Andreas Maurer in Runde zwei erwischt. Diesmal waren 13 DTB-Herren am Start - aber nur der Lübecker Tobias Kamke, Tennis-Oldie Rainer Schüttler (Korbach) und Mayer nahmen die erste Hürde. „Das ist bitter. Umso mehr nach den guten Ergebnissen in Halle“, meinte Kühnen. Schließlich hatten die DTB-Profis um Turniersieger Philipp Kohlschreiber noch vor knapp zwei Wochen beim Rasenturnier in Halle groß aufgetrumpft.
Während sich Andrea Petkovic und Julia Görges auf ihre Drittrunden-Premieren freuten, wollte Mayer nach „einer meiner schlimmsten Niederlagen“ nur noch weg. Seine Teilnahme am Mixed-Wettbewerb hatte er in Gedanken schon gestrichen: „Es ist besser jetzt heimzufliegen und den Kopf freizukriegen.“
In der Pressekonferenz rang der lange Franke nach Erklärungen - ohne fündig zu werden. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte er mit leiser Stimme. „Ich bin wahnsinnig enttäuscht. Das war einfach kläglich versagt.“ Während des Spiels hatte sich der fassungslose Mayer in den Pausen unter seinem Handtuch versteckt. „Der erste Satz Weltklasse, der Rest Kreisklasse“ - so bewertete Deutschlands Nummer 1 seine Leistung. Fast schon symbolträchtig, dass es Sekunden nach dem Matchball kurz zu regnen begann. Der Himmel weinte mit.
Mit Blick auf das Davis-Cup-Viertelfinale vom 8. bis 10. Juli gegen Frankreich kommt das Tief der deutschen Tennis-Herren für Kühnen zur denkbar ungünstigsten Zeit. Zumal noch nicht einmal sicher ist, ob Philipp Petzschner und Philipp Kohlschreiber bis zu der Sandplatz-Veranstaltung in Stuttgart ihre Verletzungen auskurieren. „Zwei Spieler sind verletzt, ich nicht gerade in berauschender Form - da müssen wir uns zusammenreißen“, forderte Mayer trotz alledem.