Tischtennis: Ma Long mit Sprung auf Tisch und Thron
Suzhou (dpa) - Ein Urschrei und ein beidbeiniger Sprung auf den Tisch - so einen Gefühlsausbruch hatte kaum ein Tischtennis-Fan dem neuen Weltmeister Ma Long zugetraut.
Doch der Champion, ein 26-jähriger höflicher Mann vom Typ Schwiegermutters Liebling, ließ nach dem Matchball seinen Emotionen freien Lauf. Der Druck, der nach drei dritten Plätzen 2009, 2011 und 2013 auf den besten Spieler der Welt lastete, entlud sich bei Heim-WM in China.
„Die Tage von Suzhou waren schon manchmal eine richtige Tortur für mich“, erklärte Ma Long. Im Doppel hatte er an der Seite von Timo Boll kein Glück. Das Duo flog bereits in Runde zwei gegen die späteren Weltmeister Xu Xin/Zhang Jike raus. Beide konzentrierten sich auf das Einzel, Boll stürmte bis in Viertelfinale, Ma Long auf den WM-Thron.
„Ich schätze seinen Charakter sehr“, urteilte Boll über den elften Weltmeister aus China. Der galt bisher als nervenschwach. Gegner im Finale sollte eigentlich Titelverteidiger Zhang Jike sein. Der ist der böse Bube, zerreißt das Trikot und tritt gegen die Bande.
Doch statt Zhang Jike stand Fang Bo in einem Endspiel, in dem beide Profis hart, schnell und unerbittlich spielten. Der atemberaubende Ballwechsel beim 11:11 im fünften Satz riss alle Fans von den Sitzen.