Verein stellt sich seiner Vergangenheit Darum wurde Werner Keyßner die Ehrenmitgliedschaft bei Fortuna aberkannt

Düsseldorf · Der Klub entzieht einem ehemaligen NS-Funktionär die Ehrenmitgliedschaft.

Werner Keyßner auf einem Foto von 1937.

Foto: Stadtarchiv MG

Nur ein einziges Mal gelang es Fortuna bislang, die Deutsche Meisterschaft an den Rhein zu holen – und das ausgerechnet im wenig rühmlichen Jahr 1933, als die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland an sich rissen. Den Sport hatten sie dabei schnell als gutes Propagandamittel entdeckt, und so war auch Fortuna nach ihrem bis dato größten Triumph in den Blickwinkel von einigen hohen NS-Funktionären gerückt, die jede Möglichkeit nutzten, sich öffentlich mit den erfolgreichen und beliebten Spielern der Meisterelf zu zeigen.

Unter ihnen war auch Werner Keyßner, der bereits 1926, und damit freiwillig, in die NSDAP eingetreten war, für diese zuerst im preußischen Landtag saß und ab 1933 dann auch Mitglied des nationalsozialistischen Reichstages war. Keyßner hatte schnell Karriere gemacht und war 1932 zum Düsseldorfer Kreisleiter aufgestiegen, so war er auch als Ehrengast auf der Meisterfeier von Fortuna. Da er zudem Gausportführer in der heutigen Landeshauptstadt war, wurde er, auch wenn er nie eine offizielle Funktion im Verein innehatte, ab mindestens 1935 als Ehrenmitglied geführt.

So gehörte Keyßner im Rheinland nicht nur in Partei und Politik den höchsten Führungskreisen an, sondern war auch im Sport in einer herausragenden Position tätig. Vor allem zu Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten pflegte er ein gutes Verhältnis und vertrat ihn bei internationalen Sportwettkämpfen als Repräsentant für das Deutsche Reich. Auch mit dem damaligen Fortuna-Vorstand verband ihn nachweislich ein freundschaftliches Verhältnis.

Der Träger des goldenen Parteiabzeichens der NSDAP schien durchaus gewisse Sympathien für die Rot-Weißen zu haben, so sind ein Gratulationsschreiben an Vereinslegende Paul Janes und schriftliche Glückwünsche zur Gaumeisterschaft 1939 erhalten. Aber auch Fortuna selbst war einiges an Keyßner gelegen – seine Ehrenmitgliedschaft wurde nach dem Krieg einstimmig erneuert, und zu seinem 60. Geburtstag erschien in der Vereinszeitung ein sehr persönlich gehaltener Geburtstagsgruß.

Zwar wurde Keyßner im Zuge der Entnazifizierung „nur“ als Mitläufer eingestuft und war von 1961 bis 1964 noch Ratsherr für die FDP in Mönchengladbach – dort, wo er bis zum Kriegsende 1945 acht Jahre lang als Oberbürgermeister eingesetzt war –, seine Rolle und Position im Dritten Reich lassen sich dennoch kaum von der Hand weisen. Entsprechend wurde nun ein Antrag an Fortuna gestellt, den 1969 verstorbenen Keyßner nicht mehr als Ehrenmitglied zu führen, sondern ihm diese Würde posthum abzuerkennen.

Gemeinsam mit den ehrenamtlichen Fortunen der AG Geschichte und der Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte wurde die Personalie Keyßner aufgearbeitet und dem Antrag stattgegeben, wie der Klub jüngst mitteilte: „Für die Fortuna-Ehrenmitgliedschaft Keyßners gibt es keine feststellbaren vereinsspezifischen Vorgänge. Aus heutiger Sicht ist die Ernennung daher nicht nachzuvollziehen und nur mit seiner herausgehobenen Stellung in der NSDAP und wegen seines Amtes als Gausportführer zu begründen.“

Die Ehrenmitgliedschaft Keyßners sei nicht mit den Werten des Vereins vereinbar und wurde ihm nach der gründlichen Aufarbeitung posthum aberkannt, „als wichtiges Zeichen, dass sich solche Vorgänge niemals wiederholen dürfen“, hieß es.