Emotionaler Moment, zufriedene Protagonisten So harmonisch lief die Mitgliederversammlung von Fortuna
Düsseldorf · Die Mitgliederversammlung verläuft ohne größere Kritik. Vorstandschef Jobst setzt auf Dialog und Transparenz.
Eigentlich wollte Alexander Jobst zu Kaffee und Kuchen wieder zu Hause sein. Dieses Vorhaben zerschlug sich im Laufe des Sonntags allerdings, weil die Mitgliederversammlung von Fortuna dann doch volle vier Stunden dauerte – und damit etwas länger, als der Vorstandschef des Zweitligisten erwartet hatte. „Ich habe eben Bescheid gegeben, dass ich doch erst zum Abendessen zurück bin“, sagte der 51-Jährige mit einem leichten, zufriedenen Schmunzeln im Gesicht. Denn für ihn, seine Vorstandskollegen, den Aufsichtsrat und den gesamten Klub war die Zusammenkunft gut gelaufen.
„Wir hatten erfreuliche Diskussionen und haben einen großen Zuspruch für unseren eingeschlagenen Weg erfahren. Wir freuen uns, dass mehr als 500 Mitglieder da waren und die Veranstaltung besucht haben – in einer durchaus ruhigen Zeit bei Fortuna, was ja nicht immer der Fall war“, resümierte Jobst. „Die Mitgliederversammlung ist und bleibt das wichtigste Organ eines eingetragenen Vereins, deswegen ist uns als Führung dieser Tag sehr wichtig. Uns freut es, dass wir auch weiterhin Rückenwind erhalten.“
Wie Fortuna ohne Transfererlöse wirtschaftlich halten?
Kritische Nachfragen gab es kaum, nur ein Mitglied wollte von Finanzvorstand Arnd Hovemann wissen, wie er Fortuna in ruhigem wirtschaftlichen Fahrwasser halten wolle, wenn es mal keine exorbitanten Transfererlöse wie im vergangenen Geschäftsjahr gebe. Die Antwort von Hovemann: Fortuna sei als Zweitligist wesentlich auf eben jene Überschüsse angewiesen, und dennoch bleibe es das Ziel, finanziell weitgehend unabhängig von immer schwankungsanfälligen sportlichen Entwicklungen zu werden.
Allerdings gab es auch deshalb kaum kritische Nachfragen, weil Klubboss Jobst etwaigen Beanstandungen proaktiv den Wind aus den Segeln nahm. So kam er von sich aus auf das veränderte Fortuna-Logo auf dem lila-pinken Ausweichtrikot zu sprechen; übrigens dem meistverkauften Ausweichtrikot jemals, mit dem der Klub darüber hinaus Umsätze in Höhe von 400 000 Euro erzielte. Mit Blick auf die vor allem seitens der aktiven Fanszene geäußerte Kritik sagte er aber auch: „In der kommenden Saison werden alle drei Trikots ein rot-weißes Vereinslogo haben.“
Diesen Aspekt wollte der Vorstandschef hinterher aber auch exemplarisch verstanden wissen. „Wir sind ein eingetragener Verein, bekennen uns klar zur 50+1-Regelung und wollen erfolgreich in die Zukunft gehen. Dazu gehören Diskussionen, Transparenz und Mitnahme der Mitglieder. Die Perspektiven übereinanderzulegen und daraus die richtigen Entscheidungen abzuleiten, macht es auch für die Zukunft herausfordernd. Das Ausweichtrikot war deshalb nur ein Beispiel“, erläuterte Jobst.
Für deutlich mehr Aufhorchen sorgte ein anderer Satz des 51-Jährigen. Er wolle mit Fortuna nicht „auf dem Friedhof der Traditionsvereine“ landen, sagte der Familienvater, dort lägen schon genügend Klubs. „Alle eingetragenen Vereine, insbesondere die größeren Traditionsklubs, haben die Herausforderung, im wirtschaftlichen Wettbewerb überhaupt noch mitzuhalten. Nicht umsonst sehen wir viele große Klubs in der Zweiten Liga“, sagte Jobst. „Wir haben daher unseren Weg mit ,Fortuna für alle’ als Geschäftsmodell entwickelt, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, bald wieder in der Bundesliga zu spielen.“
Und zwar zur rechten Zeit, wie er ergänzte. „Wieder aufzusteigen, ist schwierig“, betonte der Klubboss, „wie schwierig, sehen wir an vielen Beispielen in der Liga. Und wir sehen auch, dass einige Traditionsvereine den Zeitpunkt verpasst haben, Veränderungen herbeizuführen, und es umso schwerer haben, jetzt nochmal Fuß zu fassen.“ Auch Sportvorstand Klaus Allofs zeigte sich hinterher zufrieden mit dem Tag: „Die Kennzahlen sind gerade einfach positiv. Ich konnte jedenfalls nicht entdecken, wo sich Probleme abzeichnen würden. Von daher war alles wie erwartet.“
Den emotionalsten Moment hatten Vorstand, Aufsichtsrat und Mitglieder da längst schon erlebt: Kurz nach Beginn der Sitzung, im Rahmen derer indes nur der Wahlausschuss neu gewählt wurde, verlieh Fortuna ihrem ehemaligen Vorstand Werner Buddenberg die Ehrenmitgliedschaft. Ex-Profi Benno Beiroth
hielt die Laudatio, ehe sich Buddenberg für die besondere Würdigung merklich angefasst bedankte. Und dann lauschte, wie die Veranstaltung doch länger als gedacht dauerte, aber fast völlig geräuschlos und sehr harmonisch verlief.