Relegation Union Berlin steigt auf und schickt Stuttgart in die Zweite Liga

Berlin · Nach einem 0:0 ist die große Party von Köpenick perfekt. Union Berlin hat es als 56. Club in die Bundesliga geschafft. Der VfB stürzt dagegen nach einer Saison zum Vergessen ins Dilemma. Für die Schwaben ist es der dritte Abstieg.

Sebastian Andersson (M) von Union und Holger Badstuber (l) und Ozan Kabak (r) von Stuttgart Stuttgart kämpfen um den Ball.

Foto: dpa/Andreas Gora

Der 1. FC Union Berlin hat den Favoriten VfB Stuttgart in die Zweitklassigkeit gestürzt und sich den Traum vom ersehnten ersten Aufstieg in die Fußball-Bundesliga erfüllt. Die Eisernen aus Köpenick erzitterten sich am Montagabend im Relegations-Rückspiel auch dank des Videobeweises ein 0:0 und besiegelten vier Tage nach dem 2:2 im ersten Duell damit den dritten Abstieg der Schwaben. Trotz langer Überlegenheit in der stimmungsvollen und packenden Partie beim Zweitligadritten wartete der Bundesliga-16. aus Stuttgart vergeblich auf das dringend benötigte Auswärtstor und muss wie schon 2016 und 1975 ins Unterhaus.

Das vermeintlich rettende 1:0 für die Schwaben durch einen Freistoß von Dennis Aogo (9. Minute) hatte Schiedsrichter Christian Dingert nach Studium der Videobilder wegen einer Abseitsstellung aberkannt. Damit steht der VfB vor dem bitteren Neuaufbau in der 2. Liga, Interimscoach Nico Willig soll wieder zur U19 zurückkehren, der Kieler Tim Walter übernimmt für ihn. Union schaffte es hingegen vor 22 012 Zuschauern als 56. Verein und fünfter Club aus Berlin in die Bundesliga und startete mit Schlusspfiff die Party im ausverkauften Stadion An der Alten Försterei.

„Videobeweis abschaffen“, war im Stuttgarter Fanblock auf zwei Plakaten groß zu lesen. Und als ob die Fans eine böse Vorahnung hatten, griffen die Video-Referees im Kölner Keller auch gleich ein - zum großen Nachteil der Schwaben. Denn bei Aogos Freistoßtor nahm Nicolas Gonzalez dem Union-Keeper Rafal Gikiewicz ein wenig die Sicht und stand dabei im Abseits.

Aogo war wie auch Ex-Nationalspieler Holger Badstuber, der zuletzt sechs Spiele gesperrte Santiago Ascacibar und Steven Zuber ins Team gerückt. Änderungen, die sich bemerkbar machten. Denn der VfB agierte diesmal ganz anders: Aggressiv, körperlich präsenter und mit viel mehr Zug zum Tor. Keine Spur mehr von Zurückhaltung - Stuttgart musste und wollte auch. Nur Mario Gomez musste erstmal zusehen, fehlte wie im Hinspiel in der Startelf.

Schon nach vier Minuten hatte der VfB die Riesenchance zur Führung, als Ozan Kabak nach einer Ecke aus kurzer Entfernung an Gikiewicz scheiterte. Auf den in dieser Saison so sicheren Rückhalt der Unioner war auch diesmal wieder Verlass. Kein Problem waren für ihn ein Kopfball von Anastasios Donis (29.) und ein Flatterschuss von VfB-Kapitän Christian Gentner (37.). Richtig strecken musste er sich bei einem Schuss von Zuber (45.).

Und die Berliner? Das Team von Urs Fischer hielt mit Kampfkraft dem Stuttgarter Druck stand, ging aber kein großes Risiko ein. Auch bei Ballbesitz standen die Köpenicker tief - und dazu hatten sie mit dem stimmgewaltigen Publikum einen zwölften Mann auf ihrer Seite. Schon vor dem Spiel war die Mannschaft euphorisch auf dieses große, wenn nicht gar größte Spiel der Vereinsgeschichte eingestimmt worden. Gut anderthalb Stunden vor Anpfiff zündeten die Berliner Anhänger bei der Ankunft des Mannschaftsbusses zahlreiche rote Fackeln und Feuerwerk.

Feuer war auch im Spiel drin, beide Seiten agierten mit vollem Einsatz - auch über die Schmerzgrenze hinaus. So knallten die beiden VfB-Verteidiger Kabak und Badstuber bei einem Kopfballduell unglücklich zusammen, beide spielten trotz blutiger Wunden mit Turban weiter (21.).

Nach der Pause erhöhte Willig das Risiko und brachte Gomez. Die Gäste wurden immer dominanter, suchten mit langen Bällen ihren Sturmführer und gingen zunehmend ins Risiko. Das eröffnete den Berlinern Räume. Dabei verstolperte Grischa Prömel die mögliche Führung (63.), dann traf Suleiman Abdullahi zweimal den Pfosten (64. und 66.). Stuttgart versuchte zum Schluss alles, mehr als ein gefährlicher Schuss von Benjamin Pavard sprang nicht mehr heraus (89.).

(dpa)