Was die NHL in Europa plant

Die beste Eishockey-Liga der Welt kam am Wochenende für zwei Spiele nach Schweden. Künftig will sie vermehrt im Ausland spielen, auch Spiele in Deutschland sind möglich.

Stockholm. Das Spiel hatte nicht mal begonnen, da wurde im Globen bereits gejohlt und gejubelt und geklatscht. Es kommt halt nicht mehr häufig vor, dass Peter Forsberg eine Eisfläche betritt. Noch dazu in Stockholms einzigartiger Veranstaltungshalle. Denn Forsberg — Olympiasieger, Weltmeister, Stanley-Cup-Sieger — ist bereits 44 Jahre alt, doch noch immer ein Volksheld in Schweden. Da war es wenig überraschend, dass ihn die National Hockey League (NHL) dazu auserkoren hatte, das symbolische erste Bully bei ihrem Europa-Gastspiel zu übernehmen.

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Gary Bettman, NHL-Chef, über die Ziele der nordamerikanischen Eishockey-Liga

Für zwei Spiele war die beste Eishockey-Liga der Welt am Wochenende nach Stockholm gekommen. Die Colorado Avalanche mit ihrem schwedischen Kapitän Gabriel Landeskog traten gegen die Ottawa Senators mit ihrem schwedischen Kapitän Erik Karlsson an. Das war ihre Art, den Nordeuropäern „für ihre Verdienste für unsere Liga zu danken“, sagte NHL-Chef Gary Bettman und schwärmte von einer „Nation, die es mit zehn Millionen Einwohnern schafft, fast zehn Prozent der NHL-Spieler zu stellen“. 77 Schweden spielen derzeit in der NHL.

Zum Vergleich: Deutsche gibt es dort sieben, und nur einer — Leon Draisaitl — darf zu den besonders talentierten gezählt werden. Trotzdem spielt Deutschland in den Überlegungen der NHL eine übergeordnete Rolle. Es gehe künftig darum, „mehr internationale Events zu veranstalten, internationale Sponsoren zu gewinnen und das Spiel wachsen zu lassen“, sagte Bettman. Das Ziel sei es, dass mehr Länder als die üblichen Verdächtigen aus Nordamerika, Skandinavien oder Osteuropa Weltklasse-Spieler entwickeln und die Liga auf diese Weise populärer machen. Die Gehälter der mehr als 800 Spieler, im Schnitt knapp drei Millionen Dollar pro Saison, müssen ja erst mal eingespielt werden. Also will die NHL mehr reisen, vor allem in solche Länder, „in denen es bereits eine große Eishockey-Kultur und Infrastruktur gibt“.

Das war auch eine Art Absage an China mit seinen fast 1,4 Milliarden Einwohnern. So gut wie jede westliche Sportliga, die etwas auf sich hält, war in den vergangenen Jahren dort, um etwas vom gestiegenen Wohlstand abzubekommen. Auch die NHL hatte vor der Saison Testspiele in Schanghai und Peking veranstaltet. Zudem steigen dort im Jahr 2022 die Olympischen Winterspiele. Doch so richtig scheint die Chinesen der Pucksport nicht zu packen. Kunlun Red Star, das Team, das die russisch-dominierte KHL dort installierte, zieht kaum Zuschauer an, manchmal sind es weniger als 1000.

Anders sieht das in Europa aus. Eigene Vereine auf einem anderen Kontinent zu gründen, sei zwar trotzdem nicht geplant, „weil wir enormen Respekt für die existierenden Ligen in Europa haben“, wie NHL-Boss Bettman sagte, Kooperationen seien aber gewünscht. Da passt es gut, dass eine solche zwischen den Los Angeles Kings und den Eisbären Berlin existiert, die denselben Besitzer haben. Nicht umsonst absolvierten die Kings 2011 ein NHL-Spiel in Berlin. Das könnte bald wieder geschehen. Und auch Köln ist denkbar, mit einem Spiel der Edmonton Oilers und dem Kölner Leon Draisaitl. NHL-Vize Bill Daly brachte auch Testspiele gegen deutsche Mannschaften ins Gespräch.

Die europäischen Eishockey-Fans würden es lieben. Wie sie so gut wie alles lieben, was mit der NHL zu tun hat. Tausende aus ganz Europa waren für das Wochenende nach Stockholm gereist, in allen möglichen Trikots, auch von solchen NHL-Teams, die gar nicht spielten. Die gab es auch zu kaufen, vor allen von den schwedischen Stars. Die Fans griffen fleißig zu. Wie es halt ist, wenn der Eishockey-Wanderzirkus NHL vorbeikommt. Vielleicht ja auch bald mal wieder nach Deutschland.