Franziska Preuß überprüfte kurz die Ergebnisliste und nahm dann schon mal die ersten Glückwünsche ihrer Teamkolleginnen entgegen. Deutschlands beste Biathletin musste aber für einige Minuten noch gewaltig zittern. Nur dank eines Mini-Vorsprungs von gerade einmal 0,2 Sekunden auf Lou Jeanmonnot machte Preuß mit dem Sieg im Sprint von Oslo einen wichtigen Schritt in Richtung einer der größten Erfolge ihrer Laufbahn: dem anvisierten Triumph im Gesamtweltcup.
Bei noch zwei ausstehenden Rennen liegt Preuß, die am legendären Osloer Holmenkollen von einem Großteil ihrer Familie unterstützt wird, 35 Punkte vor Jeanmonnot. Der Französin fehlte ein Wimpernschlag, um den Rückstand auf Preuß zu verkleinern und den Druck zu erhöhen.
„Top oder Flop“
„Ich bin mit dem Mindset rangegangen, mit dem ich auch in die WM gegangen bin: Top oder Flop“, sagte Verfolgungs-Goldmedaillengewinnerin Preuß, die sich schon einmal die kleine Kristallkugel der Disziplinwertung sicherte, der ARD. „Ich bin jetzt schon mega erleichtert, dass es hingehauen hat. Wir hatten heute wirklich gutes Material, das merkt man auf den Metern gleich, dass da was geht.“
Gleichzeitig werden die beiden großen Konkurrentinnen am Samstag (15.50 Uhr/Eurosport und ARD) in die Verfolgung starten. Eine Entscheidung wird jedoch wohl erst am Sonntag im Massenstart fallen. „Ich kann es gar nicht abwarten, in der Verfolgung wieder gegen sie anzutreten“, sagte Jeanmonnot, die es auf der Schlussrunde geschafft hatte, den Rückstand kontinuierlich zu verkleinern und so ein Herzschlagfinale erzwang - mit dem glücklicheren Ende für Preuß.
Bö erhöht den Druck
Bereits zuvor hätte das letzte Weltcup-Wochenende seiner Karriere für Biathlon-Star Johannes Thingnes Bö wohl kaum märchenhafter starten können. In seiner norwegischen Heimat gewann der 31-Jährige den Sprint über zehn Kilometer und entschied mit dem 91. Erfolg seiner Laufbahn auch die Disziplinwertung für sich.
Die norwegische Gala vor heimischem Publikum komplettierten der ebenfalls fehlerfrei schießende Sturla Holm Laegreid und Johannes Dale-Skjevdal (1 Schießfehler) auf den Rängen zwei und drei. Der erste Nicht-Norweger war Tommaso Giacomel aus Italien auf dem sechsten Rang.
In der Gesamtwertung liegt Bö noch 89 Punkte hinter Laegreid. Bös Chance, zum sechsten Mal die Große Kristallkugel zu gewinnen, ist jedoch gering.
Strelow stürzt auf Schlussrunde
Als bester DSV-Skijäger landete der am Schießstand tadellose Justus Strelow nach einem Sturz auf der Schlussrunde mit einem Rückstand von 1:14,4 Minuten auf dem achten Rang. Der Sturz sei „ärgerlich“ gewesen so Strelow. „Das kostet fünf bis zehn Sekunden. Aber am Ende ist das trotzdem ein gutes Ergebnis.“
Das sah auch der neue Bundestrainer Tobias Reiter so. „Justus in den Top Ten, das ist immer gut, und da wollen wir auch immer dabei sein“, sagte der Nachfolger des nach der Weltmeisterschaft zurückgetretenen Uros Velepec.
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