Schempp greift am Wochenende erneut an
Östersund (dpa) - Simon Schempp hätte sicher nichts dagegen, am Wochenende ein kleines Kapitel Biathlon-Geschichte zu schreiben.
Wenn er an seinen beeindruckenden Auftritt mit Platz zwei im Einzelrennen hinter dem auftrumpfenden Rekordweltmeister Ole Einar Björndalen anknüpft, hat er dazu womöglich die Chance: Dann kann Schempp der erste Deutsche seit Michael Greis im Dezember 2008 werden, der sich das Gelbe Trikot des Gesamtführenden überzieht. „Es gibt wenig Verbesserungspotential“, erklärte der 27-Jährige in Östersund. Er erwarte von sich selbst „hoffentlich noch mal solche Wettkämpfe“.
Vor dem Sprint über zehn Kilometer am Samstag (12.30 Uhr) und der Verfolgung am Tag darauf (11.00 Uhr) hat Schempp allen Grund zu Optimismus. Die deutschen Damen werden wohl kaum im Kampf um die Große Kristallkugel mitreden können. Der Baden-Württemberger dagegen scheint sich zu einem ernsthaften Anwärter entwickelt zu haben - und die These der Biathlon-Ikone Björndalen bestätigen zu wollen: „Jetzt wird er der stärkste Athlet in diesem Jahr - ganz sicher.“ Der bis dato letzte deutsche Weltcup-Gesamtsieger war der dreimalige Olympiasieger Greis 2007.
In den vergangenen vier Jahren gewann jeweils Martin Fourcade aus Frankreich. „Es ist nicht nur ein Kampf zwischen Martin und mir. Es sind eine Menge andere starke Athleten da“, betonte Schempp.
Seine imposante Form fiel schon auf, als er nach seinem Urlaub im Mai mit dem Training begann. „Bei jedem Lehrgang setzt er die Zeiten“, berichtete Verfolgungs-Weltmeister Erik Lesser, „im Schießen ist er immer vorne dran. Man hat eigentlich keine Möglichkeit mal zu versuchen, besser zu sein als er.“ Schempp, der deutlich mehr trainiert an, erklärte simpel: „Ich bin einfach gut vorbereitet.“
Mit Schempps zweitem Platz, den Rängen zwei für die Mixed-Staffel und drei für das Single-Mixed-Team nimmt die Mannschaft des Deutschen Skiverbands schon jetzt drei Podestplätze mit aus Schweden zurück.
Außer Schempp und Andreas Birnbacher als Zwölfter reihten sich die Herren im ersten Solorennen aber abgeschlagen im Feld ein, darunter der frühere Sprint-Weltmeister Arnd Peiffer (51.) und Lesser (39.). „Ich war einfach unterirdisch schlecht“, haderte der 27-jährige Lesser, „da brauche ich nichts anmelden, um unter die Top Ten oder die Top 15 zu kommen. Ich will nun für mich ein gutes Rennen machen.“
Die Damen ließen sich nach den sich häufenden Fehlern im finalen vierten Schießen ihre Zuversicht vor dem Sprint am Samstag (15.30 Uhr) und der Verfolgung am Sonntag (13.30 Uhr) nicht nehmen. „Ein bisschen Druck ist schon weg durch das Auftaktrennen“, bilanzierte Bundestrainer Gerald Hönig. „Ich glaube, die Form stimmt so weit.“
Nach dem zehnten Rang von Franziska Hildebrand im Einzel peilen die Frauen weitere Top-Ten-Platzierungen an. Über die 15 Kilometer waren weiter nicht mehr als ein 19. Platz für Franziska Preuß und ein 33. für Weltcup-Rückkehrerin Miriam Gössner herausgesprungen. Hönig kritisierte danach die mangelnde Coolness seines jungen Teams, das nicht mehr unter „Welpenschutz“ stehe wie noch im vergangenen Winter.
Rücksicht nimmt Hönig auf Gössner. Die 25-Jährige, die im Mai 2013 einen schweren Fahrradunfall hatte, soll sich nach langer Leidenszeit und einer Schwächeperiode langsam heranarbeiten. „Samstag geht es wieder von vorne los“, sagte sie. „Schauen wir mal, was passiert.“