Huber-Selbach sagt bei Skeleton-WM Servus
Winterberg (dpa) - Außer Olympia-Gold hat sie alles gewonnen. „Das fehlte noch in der Sammlung“, sagt Skeletonpilotin Anja Huber-Selbach vor ihrem Abschiedsrennen bei der WM in Winterberg.
Eigentlich sollten die Rennen vor einem Jahr in Sotschi den krönenden Abschluss ihrer Laufbahn bilden. Doch Olympia ging mit Platz acht daneben. „So kann ich nicht aufhören, so endet es nicht“, sagte die ehemalige Rodlerin, die seit 2003 Skeleton fährt, damals. Und erinnerte sich an die Worte des viermaligen Bob-Olympiasiegers André Lange. „Bärchen sagte immer, irgendwann kommt ein Moment, da sagst du, hier endet es. Für ihn war es die Bahn in Whistler, für mich die in Sotschi“, meinte die 31-jährige Olympia-Dritte von 2010.
Dieser Moment kam in ihrem 70. Weltcup-Rennen am 14. Februar 2015 in Sotschi. Mit Platz drei schloss die 31-Jährige ihren Frieden mit der Bahn in Krasnaja Poljana und wusste: „Da hat sich mein Kreis geschlossen. Das war eigentlich mein Abschluss. Das heißt aber nicht, dass ich hier in Winterberg nur durch die Gegend tingele.“
In ihrer gut 15-jährigen Kufen-Karriere hat Anja Huber-Selbach neben den Erfolgen als Weltmeisterin (2008) und Weltcup-Gesamtsiegerin (2011) auch manche Täler durchschritten. Als „Katastrophe“ bezeichnet sie noch heute die Situation um die Olympia-Nominierung für 2006 zwischen ihr und der nicht berücksichtigten Kerstin Szymkowiak. „Umso schöner, dass wir uns nach ein paar Jahren zusammengerauft haben und gemeinsam in Vancouver auf dem Olympia-Podest standen. Diesen Moment werden wir auch aufgrund der Vorgeschichte nie in unserem Leben vergessen“, sagt Huber-Selbach.
In fast zwölf Jahren als Skeleton-Fahrerin machte sich die Berchtesgadenerin auch international einen Namen. „Anja ist eine Legende, sie ist einer der Gründe gewesen, wieso ich mit dem Skeletonsport angefangen habe“, sagte die britische Olympiasiegerin Elizabeth Yarnold über die Bayerin.
Bei ihrem letzten Rennen im Hochsauerland wird auch Heimtrainer Raimund Bethge ein letztes Mal an einer Bahn stehen. Doch sollte Huber-Selbach ab Sommer ihre langjährige Arbeit beim Bob- und Schlittenverband auf einer anderen Position fortsetzen, möchte sie „auf die Erfahrung der Koryphäe nicht verzichten“. Sie selbst könnte sich einen Mix aus Sportfunktionär und Trainer vorstellen. „Die Kurzen (Kinder) bei uns an der Bahn finde ich schon total cool.“
Unterstützung findet sie auch bei ihrem Mann, dem ehemaligen Freestyle-Bundestrainer und heutigen Physiotherapeuten bei RB Salzburg, David Selbach. Im Sommer ist dann endlich Zeit für das Privatleben, auch „wenn ich das Skeletonfahren mit dem Adrenalinstoß und das familiäre Umfeld vermissen werde“.
Ersatz hat sie schon gefunden. Denn die Besitzerin einer Ducati 848 mag auf den Geschwindigkeits-Rausch nicht verzichten, da muss selbst der Kinderwunsch noch etwas warten. Während sie das Zweirad klar besser beherrscht, habe ihr Mann „deutliche Brettvorteile“ beim Kitesurfen. „Da habe ich zuletzt nur Salzwasser gesoffen“, sagte Huber.