Hirscher „um 300 Kilo erleichtert“ in den Slalom

Schladming (dpa) - Der Medal Plaza war voll, als Marcel Hirscher die erste WM-Einzelmedaille seiner Karriere umgehängt bekam. Silber zwar nur, aber hinter dem ungeschlagenen Dreifachweltmeister von Schladming, Ted Ligety (USA), glänzte die Plakette für Rang zwei im Riesenslalom wie Gold.

Mehr sei nicht zu erwarten, hatte Hirscher schon vor dem Rennen angesichts Ligetys Form gesagt. Diese Minimalerwartung seiner Landsleute erfüllte er und fühlte sich „um 300 Kilo erleichtert“. Auf das Slalom-Duell mit Felix Neureuther an diesem Sonntag freut sich der Österreicher jetzt. „Das wird vielleicht das erste Rennen dieser WM werden, in das ich befreit gehe.“

Druck verspürt er nun keinen mehr. „Ich kann es feiern. Nun habe ich zwei Medaillen. Es ist egal, was am Sonntag passiert“, behauptete Hirscher vor dem letzten Rennen dieser Weltmeisterschaften in der Steiermark. Seine persönliche Bilanz mit Gold im Teamwettbewerb und Silber im Riesenslalom ist gut, auch die Weltcup-Resultate im Slalom können sich sehen lassen. Zweiter, Dritter, dreimal Erster, Zweiter, Erster - in jedem Torlauf stand der 23-Jährige auf dem Stockerl.

Dahinter aber tummelt sich eine Vielzahl von Technik-Assen, die alle das Potenzial haben, unter die ersten drei zu fahren. „Im Slalom wird auf einem brutalen Niveau gefahren. Ich finde es einfach geil, wie momentan Slalom gefahren wird, zu sehen, wie die Jungs Gas geben. Es macht Freude, Teil davon zu sein und auch noch ein guter Teil“, sagte Neureuther erst vor kurzem.

Wie Fritz Dopfer, der mit guten Außenseiterchancen in den finalen Wettbewerb starten wird, begegnet der 28-Jährige seinem Kumpel Hirscher oft im Training. Sie fahren die selben Kurse, die Arbeit mit Stangensetzen und Zeitnehmen teilen sich die Teams aus Deutschland und Österreich in manchen Einheiten. Weil sie so unterschiedlich groß und schwer seien, könne man den anderen zwar nicht kopieren, meinte Neureuther. Aber Scherze und Kommentare zur Leistung des Konkurrenten gebe es allemal.

Am Sonntag geht es für beide nun darum, der dritte Einzel-Weltmeister von Schladming zu werden - denn außer Aksel Lund Svindal in der Abfahrt gab es bislang keinen anderen als Ligety. Jedes Mal, wenn der 28 Jahre alte Amerikaner aus Utah beim „Skifest mit Herz“ am Start stand, gewann er.

Super-G, Super-Kombination, Riesenslalom - Ligety steht in den Ski-Geschichtsbüchern jetzt in einer Reihe mit Jean Claude-Killy (Frankreich) oder Toni Sailer (Österreich), die ebenfalls mindestens drei Goldmedaillen bei ein und der selben WM gewannen. „Das war die beste Woche meines Lebens“, sagte der Blondschopf mit eigener Helm- und Brillenfirma nach der erfolgreichen Titelverteidigung im Riesentorlauf. „Unglaublich, darauf bin ich wirklich stolz. Meinen Namen unter den Größten dieser Sportart zu haben, ist großartig.“

Für das Abschlussrennen am Sonntag mache er sich aber keine Hoffnungen. „Nein, im Slalom werde ich keine Medaille gewinnen. Mit dem Tempo von Leuten wie Hirscher oder Mölgg kann ich nicht mithalten“, meinte Ligety.

Neureuther zählte er zwar nicht auf, aber auch er gehört zu den Topfavoriten. Im Riesenslalom hatte er im ersten Durchgang „mit der Brechstange“ bereits alle Außenseiterchancen auf eine Medaille verspielt, setzte mit der zweitbesten Zeit im finalen Lauf aber ein Ausrufezeichen. „Ich nehm jetzt einfach den Schwung und den Elan heute von dem zweiten Durchgang mit und werde mein Bestes geben“, sagte der 28-Jährige.