Höfl-Riesch: Kunststück Mittermaiers in klein möglich
Schladming (dpa) - Auch ohne Riesenslalom-Medaille zeigte sich Maria Höfl-Riesch bei der abendlichen Party im Blitzlichtgewitter der Fotografen mit einem Lächeln. Drei Plaketten baumelten am bunten Band um ihren Hals - und ein Topchance kommt noch.
Beim Slalom am Samstag zählt die Doppel-Olympiasiegerin in Schladming zu den Topfavoritinnen. Bei einem Erfolg würde sie als einzige deutsche Alpine neben Rosi Mittermaier viermal Edelmetall von einer WM mitnehmen.
So gut wie die Bilanz von Gold-Rosi, die 1976 in Innsbruck in nur vier Disziplinen drei Titel und einmal Silber verbuchte, kann die von Höfl-Riesch nicht mehr werden. Aber immerhin hat die 28-Jährige in einem „kräfteraubenden Programm“ nach fünf ihrer sechs WM-Entscheidungen einmal Gold und zweimal Bronze für die heimische Trophäenvitrine eingeheimst. Und nun kommt noch der Slalom, in dem sie 2009 ihr erstes WM-Gold und ein Jahr später den Olympiasieg feierte. Doch im Torlauf „dürfte es am schwierigsten werden“, hatte Höfl-Riesch angesichts der großen Konkurrenz frühzeitig gewarnt. Und durch das Comeback-Projekt der österreichischen Ausnahme- Slalomfahrerin Marlies Schild stieg Zahl der Rivalinnen weiter.
Bei ihrem Sieg im November in Levi schaffte es Höfl-Riesch das einzige Mal in dieser Slalom-Saison auf das Weltcup-Podest. Danach folgten die Plätze 4, 11, 4, 6 - und vor der WM zwei Ausfälle. Weitaus erfreulicher liest sich da die Bilanz der erst 17-jährigen Amerikanerin Mikaela Shiffrin mit allein drei Siegen in diesem Winter. Viermal Zweite war die Schwedin Frida Hansdotter, viermal auf das Podest schaffte es auch die Slowenin Tina Maze. Aber mit dem Selbstvertrauen von drei Medaillen und im „Flow“ (Cheftrainer Thomas Stauffer) ist der perfekten Wettkämpferin Höfl-Riesch auch Gold zuzutrauen.
Zusammen mit Maze ließ sie sich bei der Sponsorenfeier am Donnerstagabend in einem der vielen Partyhäuser von den Fotografen ablichten, eine der beiden wird die Steiermark als WM-Königin verlassen. „Ich bin glücklich über meine Leistungen und meine Saison. Ich glaube nicht, dass es noch besser werden kann“, erklärte die slowenische Gesamtweltcupführende, die auf der Bühne in Lederhose noch eine beklatschte Gesangseinlage hinlegte.
Tags darauf ging für Maze die Vorbereitung auf den Slalom los - wie auch für Höfl-Riesch. Nach dem Riesenslalom, bei dem sie als Neunte „versöhnlich“ abschnitt, stand auch viel Regeneration an. „Behandeln, ausradeln, gut essen“, lautete das Akku-Auflade-Programm der deutschen Skirennfahrerin. „Man muss sich da jetzt durchbeißen, auch wenn es hart ist. Der Kopf trägt mich bis Samstag weiter.“
Viel Biss musste in den vergangenen Wochen vor allem Schild beweisen. Nicht einmal zwei Monate nach ihrem Innenbandriss im rechten Knie geht die Österreicherin nun doch die zwischenzeitlich schon abgeschriebene Titelverteidigung an.
„Es ist ein Geschenk, dass ich fahren kann“, erklärte die 31-Jährige, die zusammen mit Höfl-Riesch für das erste große deutsch-österreichische Duell des Wochenendes sorgen könnte. Zum Ende will sich Felix Neureuther beim stimmungsgeladenen WM-Abschluss dann gegen Österreichs Star Marcel Hirscher behaupten. Er könnte nicht nur die erste Slalom-Medaille eines deutschen Alpin-Herren seit der von Armin Bittner 1989 bejubeln - sondern auch die erste im Hause Mittermaier/Neureuther seit der Mutter 1976.