Kombinierer bangen um Frenzels Nerven
Val di Fiemme (dpa) - Das Unternehmen Gold ist in Gefahr. Am Tag vor der Mannschaftsentscheidung in der Nordischen Kombination bei den Weltmeisterschaften in Val di Fiemme waren Bundestrainer Hermann Weinbuch und seine Assistenten als Psychologen gefordert.
Vor allem bei Eric Frenzel. Den Kopf gesenkt, war der entthronte Einzel-Weltmeister am Freitag an den Journalisten vorbeigestapft. Kein Wort, pure Enttäuschung. Statt der erhofften Medaille hatte der Oberwiesenthaler im Einzel als Vierter um zwei Zehntelsekunden einen Podestplatz verpasst.
Trainer und Kollegen meinten zunächst, dass es nicht so schlimm sei. „Ich glaube nicht, dass wir bei Eric viel Aufbauarbeit leisten müssen. Er steckt so etwas weg“, behauptete Weinbuch. Björn Kircheisen, der Frenzel Bronze vor der Nase weggeschnappt hatte, sah auch keinen Anlass zur Panik. „Um ihn muss man sich keine Sorgen machen. Der weiß, dass er noch seine Medaille auf der Großschanze holt“, sagte der Johanngeorgenstädter.
Doch ganz so leicht steckte der Weltmeister von 2011 den Rückschlag eben doch nicht weg. Frenzel verschanzte sich auf seinem Zimmer im Mannschaftsquartier. Nicht mal gute Freunde erreichten den Sachsen, dessen große Erwartungen sich in einem packenden Finish nicht erfüllt hatten.
Und nicht nur Frenzel benötigte Zuspruch. Tino Edelmann und Johannes Rydzek waren beim Springen Opfer des verkürzten Anlaufes und der sich ändernden Windbedingungen geworden und in der Loipe chancenlos. Als Motivation für die Mannschaftsentscheidung, in der nach 26 Jahren nun endlich wieder einmal die Goldmedaille nach Deutschland geholt werden soll, konnten die Ergebnisse jenseits des 20. Platzes nicht dienen.
Rydzek kostete der schwache Auftritt mit Rang 30 sogar den Platz im Team, den er an Fabian Rießle abtreten musste. Der 22-Jährige aus Breitnau, der 24. geworden war, erhielt am Samstag von Weinbuch den Vorzug vor dem Oberstdorfer.
„Es muss unser Anspruch sein, es nun endlich zu packen“, sagte der Bundestrainer, der 1987 bei der Heim-WM in Oberstdorf im Weltmeister-Team stand und auch im Jahr darauf bei Olympia triumphierte. Doch nach dem nicht wirklich gelungenen Einzelwettbewerb geht das Bangen wieder los; und die Angst, dass es erneut „nur“ Silber werden könnte, ist groß.
Zumal der Österreicher Mario Stecher, der den Deutschen vor zwei Jahren in Oslo bei den damals zwei Mannschaftswettbewerben jeweils im Endspurt das Gold weggeschnappt hatte, seine Qualitäten gegen Kircheisen und Frenzel erneut unter Beweis stellte. „Er ist eben ein abgezockter Hund, der genau weiß, wie er sich verhalten muss. Aber auch wir haben noch etwas in petto“, sagte Weinbuch, der wieder von einem ganz engen Wettbewerb ausgeht. „Österreich, Japan, Frankreich, vielleicht auch Norwegen, sind ernste Gegner. Der Titel wird uns jedenfalls nicht geschenkt.“