Im Rat wurde das Konzept der kommunalen Drogenprävention vorgestellt Stadt braucht mehr Personal für die Suchtprävention an Schulen
Als der Stadtrat im Februar die Einrichtung eines Drogenhilfezentrums (DHZ) an der Schwertstraße 80 beschlossen hat, gab er der Verwaltung gleichzeitig Hausaufgaben auf. Vor der Inbetriebnahme des DHZ sollte ein Konzept zur kommunalen Drogenprävention in Familienzentren, Schulen und Jugendzentren vorgelegt werden.
Am Dienstag, mehr als ein halbes Jahr später, wurde das Konzept im Ausschuss für Soziales, Arbeit, Wohnen, Gesundheit, Inklusion, Senioren und Integration erstmals vorgestellt, am Mittwoch folgte die Präsentation in der Ratssitzung.
Das Problem: Um das Konzept flächendeckend umsetzen zu können, braucht es mehr Personal, stellt Sebastian Dückers, Leiter der Fachstelle für Suchtvorbeugung der Alkohol- und Drogenhilfe der Caritas Krefeld fest, in der Einleitung des Konzepts fest. Fünf Vollzeitstellen wären seiner Meinung nach nötig, um die Zielgruppen tatsächlich zu erreichen. In Krefeld allerdings gibt es bislang nur eine Vollzeitstelle in der Fachstelle Suchtvorbeugung. „Es besteht also ein erhebliches Defizit an finanziellen Mitteln und Fachkräften“, fasst Dückers zusammen. Darüber hinaus sei ein erhebliches Maß an Netzwerk- und auch konzeptioneller Arbeit notwendig, um die entsprechenden Zielgruppen adäquat erreichen zu können. Seine These belegt er mit Zahlen aus dem Schulbereich. So konnten durch die direkte Arbeit der Fachstelle für Suchtvorbeugung an weiterführenden Schulen in den Jahren 2018 und 2019 zwischen 800 und 900 Schüler, hauptsächlich der Jahrgangsstufen 9, erreicht werden. „Bei einer durchschnittlichen Gesamtzahl von 2200 bis 2300 Schülern pro Jahrgangsstufe wurde also ein erheblicher Teil der Zielgruppe nicht erreicht“, heißt es im Konzept, ehe auf die verschiedenen Teilbereiche eingegangen wird.
Prävention an Schulen
Auch wenn die Suchtvorbereitung Teil der Gesundheitsbildung und als solche im Schulgesetz des Landes NRW verankert sei, zeige sich, dass die Schulen in Krefeld sehr unterschiedlich mit dem Thema umgehen. Zudem brauche es einen erheblichen Aufwand von Ressourcen, um suchtvorbeugende Maßnahmen in den Schulalltag zu integrieren. Auf der einen Seite arbeiteten viele Schulen seit Jahren mit der Fachstelle Suchtvorbeugung und der Polizei zusammen, „ein erheblicher Teil hat jedoch keinen oder nur punktuellen Kontakt zu den Fachkräften und profitiert somit nicht von der angebotenen Unterstützung“. Ein schwieriger Punkt sei zudem, dass die Fachstelle aufgrund fehlender kommunaler Finanzierung bislang Kosten erheben musste, um Projekte durchführen zu können. Dies habe zu einer finanziellen Mehrbelastung der Schulen oder zu Absagen aufgrund von fehlender Finanzierung geführt. Laut Dückers müsse davon ausgegangen werden, „dass in vielen Schulen keine ausreichenden Maßnahmen zur Suchtvorbeugung durchgeführt werden“.
Er schlägt deshalb ein regelmäßiges Netzwerktreffen „Suchtvorbeugung“ vor, um einen kollegialen Erfahrungsaustausch zu gewährleisten und gleichzeitig die Netzwerkarbeit zu fördern, aus der heraus sich Multiplikatoren bilden können. Ferner sollte ein Leitfaden zur Suchtvorbeugung an weiterführenden Schulen entwickelt werden, der individuell genutzt werden kann. Schüler könnten außerdem direkt in die Präventionsarbeit einbezogen werden, indem sie selbst zu Multiplikatoren ausgebildet werden. Dieser „Peer-to-Peer“ genannte Ansatz erfordere anfangs zwar viele Ressourcen, führe jedoch langfristig zu einer Entlastung.
Prävention in Jugendzentren
Um mehr Personen der Zielgruppe „Jugendliche in Jugendeinrichtungen“ erreichen zu können, müssten vorhandene Angebote adaptiert, neu entwickelt und Kooperationsstrukturen geschaffen werden. Hierzu würden die Fachkräfte Unterstützung aus den Bereichen Kultur, Musik, Theater - und Erlebnispädagogik benötigen, die entsprechend akquiriert werden müssten. Drückers ist sich sicher: „Durch den Aufbau eines kommunalen Kooperationsnetzwerkes, die Unterstützung aus anderen Bereichen und die Begleitung durch die Fachkräfte könnten vorhandene Ressourcen gebündelt werden, um ein wirksames, kreatives und flächendeckendes Angebot zu Themen der Suchtvorbeugung für Jugendeinrichtungen in Krefeld zu etablieren.“ Anders als in den Schulen gehe es aber nicht um die Durchführung direkter Maßnahmen, sondern vielmehr um den täglichen Kontakt, den die Mitarbeiter der Jugendzentren zur Zielgruppe haben.
Prävention in Familienzentren
Hier hat bislang noch keine Präventionsarbeit stattgefunden. Die Fachstelle Suchtvorbeugung schlägt die Implementierung des FREUNDE-Programms in Krefeld als passgenaue Möglichkeit vor, suchtvorbeugende Maßnahmen in Familienzentren langfristig etablieren zu können. FREUNDE ist ein pädagogisches Programm zur Stärkung von Lebenskompetenzen von Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren, um Sucht- und Gewaltentstehung entgegen zu wirken. Es richtet sich ebenfalls an Eltern. Seit mehreren Jahren wird die Implementierung des Programms in NRW durch die Landesfachstelle Suchtprävention NRW gefördert.