Giordano fordert deutschen Einsatz in Libyen
Köln (dpa) - Der Schriftsteller Ralph Giordano (88) hat der Bundesregierung eine fatale Beschwichtigungspolitik gegenüber dem libyschen Staatschef Muammar al-Gaddafi vorgeworfen.
„Die Lehre aus meinen eigenen Lebenserfahrungen: Früher eingreifen, die Despoten, Gewalttäter und Folterhäuptlinge wie Gaddafi nicht solange ungeschoren lassen! Hitler bleibt das klassische Lehrbeispiel dafür, welche Folgen die Verzögerung hat“, sagte Giordano, der in der Nazizeit als Jude verfolgt worden war, der Nachrichtenagentur dpa in Köln.
„Ich müsste all meine schwer errungenen Kriterien außer Kraft setzen, würde ich die militärische Intervention gegen ihn und sein Regime nicht befürworten“, sagte Giordano („Die Bertinis“). Natürlich falle ihm das nicht leicht, schließlich gehe es um Krieg, und dabei seien immer „Blut, Leid und Tränen“ im Spiel. Der Despot Gaddafi lasse der Welt jedoch keine andere Wahl. „Ich habe etwas gegen eine Beschwichtigungspolitik, die Saddam in Bagdad und Milosevic in Belgrad bis heute an der Macht gehalten hätte, wenn nicht militärisch interveniert worden wäre.“
Die heutigen Deutschen seien die unkriegerischsten, die es je gegeben habe, und das spreche durchaus für sie. Doch mittlerweile stehe ihre Bündnistreue innerhalb der NATO in Frage. Die Alternative zu einer militärischen Intervention sei ein Triumph Gaddafis: „Und das wäre ein Sieg, den ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren könnte.“