IS verlor 2015 rund 14 Prozent seines Herrschaftsgebiets
Bagdad (dpa) - Trotz einiger aufsehenerregender Erfolge hat die Terrormiliz Islamischer Staat in diesem Jahr in Syrien und im Irak große Gebietsverluste erlitten.
Am Dienstag begann ein neuer Vorstoß: Irakische Einheiten starteten im Westen des Landes mit einem Großangriff auf das Zentrum von Ramadi, strategisch wichtige Hauptstadt der Provinz Al-Anbar. Die Armee habe den Fluss Euphrat überquert und sei in Innenstadtviertel vorgedrungen, erklärte ein Militärsprecher. Flugzeuge der US-geführten internationalen Koalition flogen intensive Angriffe.
Der IS hatte Ramadi im Mai eingenommen und damit einen seiner größten Erfolge in diesem Jahr erzielt. Mit Hilfe von Luftangriffen der internationalen Koalition versucht die irakische Armee seit Monaten, die Stadt zurückzuerobern. Ein Reporter des arabischen Nachrichtenkanals Al-Dschasira berichtete, US-Soldaten unterstützten den Angriff auf Ramadi auch als Berater am Boden.
Laut „IHS Jane's Conflict Monitor“ verkleinerte sich das IS-Gebiet in diesem Jahr um rund 12 800 auf nun 78 000 Quadratkilometer. Der geschrumpfte Herrschaftsbereich entspricht in etwa der Fläche Tschechiens. Große Teile des IS-Gebiets bestehen allerdings aus Wüste. Mehrere Millionen Menschen leben unter IS-Kontrolle, allein die nordirakische IS-Hochburg Mossul zählt laut Schätzungen fast zwei Millionen Einwohner.
Im Norden Syriens drängten kurdische Volksschutzeinheiten (YPG) den IS unter anderem aus der monatelang umkämpften Grenzstadt Kobane zurück. Die syrischen Kurden konnten den Analysten zufolge das Gebiet unter ihrer Herrschaft mehr als verdoppeln. Mittlerweile kontrollieren sie den größten Teil der Grenze zur Türkei.
Laut den Militäranalysten zog der IS Kämpfer von der Front zu den Kurden im Norden Syriens ab, um anderswo in die Offensive zu kommen. Das weise darauf hin, dass die Miliz überdehnt gewesen sei und ihr andere Gebiete wichtiger seien. Im Irak verloren die IS-Extremisten die Stadt Tikrit, die Stadt Baidschi samt der großen Erdölraffinerie dort sowie einen Teil der wichtigen Verbindungsstraße zwischen Mossul und der IS-Hochburg Al-Rakka. Das erschwert dem IS der Analyse zufolge den Transport von Gütern und Kämpfern.
Gebietsgewinne verzeichnete die sunnitische Terrormiliz hingegen bei der Eroberung Ramadis und bei ihrem Vorstoß im Westen Syriens. Dort brachte sie die historische Oasenstadt Palmyra unter Kontrolle und rückte näher an die Hauptstadt Damaskus heran.
In seinem Herrschaftsgebiet haben der IS und sein Anführer Abu Bakr al-Bagdadi ein „Islamisches Kalifat“ ausgerufen, in dem sie ein Gewaltmonopol mit Polizei und Geheimdienst errichtet haben. Der IS kassiert Steuern und betreibt eine eigene Justiz. Die Extremisten beherrschen zudem das Bildungssystem, organisieren Sozialunterstützung und verteilen Saatgut an Bauern.