Wahre Schutzengel, es gibt sie noch

zu: Glücksmoment

In der WZ-Ausgabe vom 17. Dezember 2019 berichtete der Pädagoge Ulbricht von einem Glücksmoment, der ihm zuteil wurde. Auch uns wurde ein Glücksmoment zuteil.

Am 8. Oktober, auf der Fahrt nach Solingen auf der A46 zu einem Gesprächstermin, fragte mein besorgter Mitfahrer: „Hast Du getankt?“ Schon lange vorher wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass es knapp werden könnte. Doch Wichtigeres musste vor der Fahrt noch erledigt werden. Nun dauerte es nur noch wenige Minuten und es passierte. Auf dem Abzweig nach Solingen blieb der Wagen einfach stehen – im 17 Uhr Abendverkehr auf der A46! Es entstand eine Schweigeminute zwischen uns. Ich hatte nicht getankt. Und der Termin um 18 Uhr in Schloss Burg? Alles schießt einem durch den Kopf, nur nicht das Wichtigste. Schon klopft es an der Beifahrerscheibe. „Kann ich helfen? Wie geht es Ihnen?“ Eine junge Frau mit besorgtem Blick steht dort und bietet ihre Hilfe an, während der „Höllen-Abendverkehr“ im Abstand von 50 Zentimeter an uns vorbei donnert. Sie hat Benzin dabei, doch was wird gebraucht? Diesel! Wir bekommen einen Tipp: ein Taxi rufen. Die helfen in solchen Fällen. Angerufen – nur gut, dass es Handys gibt – und schon kommt ein Taxifahrer mit einem Kanister über die Leitplanke geklettert. Doch der Tankverschluss öffnet sich nicht. Immer wieder kommt die Frau an das Beifahrerfenster und fragt: „Wie geht es Ihnen?“ Sie ist sehr besorgt um uns. Dem Beifahrer geht es sichtlich schlechter, denn wie geht es einem Diabetiker, der sich auf ein Abendessen in Schloss Burg freute und nun auf der Autobahn steht? Ich bat die Treue, doch den Notarzt zu rufen. Mittlerweile war eine Stunde vergangen und sie war immer noch an unserer Seite. Wie selbstverständlich begleitete die Dame den Beifahrer in den Notarztwagen. Die Fahrerin jedoch saß fest auf ihrem Sitz, durfte nicht aussteigen, denn die Begegnung mit dem rasenden Rushhour-Verkehr hätte ihr Ende bedeutet. Ihr Zustand: endlose Hilfslosigkeit, trotzdem: „sie war ja da“. Ein Engel, wahrlich ein Engel! Zugleich mit dem Notarztwagen kommen unsere „Freunde und Helfer in blau“. Der Engel ist immer noch da und klärt die vier Helfer auf, was alles passiert ist. Es gibt kein lautes Wort, obwohl auf der Straße der Verkehr donnert. Der einzige Befehl: „Bleiben sie sitzen, wenn sie aussteigen, sind sie sofort tot“. Keine gute Aussicht. Da sitzt sie nun, die Fahrerin und harrt der Dinge. Jetzt sind schon fünf Engel da, die fragen: „Wie geht es Ihnen?“. Hatte ich das überhaupt alles verdient? Diese vielen Nettigkeiten? Auch die vier „blauen Engel“ hatten Schwierigkeiten, den Verschluss des Tanks zu öffnen. Irgendwann gab er gnädig nach und die ersehnte Flüssigkeit konnte in den Tank fließen. Und der der erste Engel? Er ging still weg. Und die „Engel in blau?“ Sie begleiteten die Fahrerin noch bis zur nächsten Tankstelle. Dann waren auch sie weg, ganz still. Und der Beifahrer? Wohlversorgt wurde er in einer Wuppertaler Klinik von netten Schwestern umsorgt. Auch Engel? Ja, es gibt sie noch. Der Beifahrer und die Fahrerin haben sie hautnah erlebt!

Eva Rösener, per E-Mail