Ackermann hält Deutsche Bank in Krise auf Kurs
Frankfurt/Main (dpa) - Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann hält den Branchenprimus in den Turbulenzen der Euro-Schuldenkrise auf Kurs. Zwar ließ die Deutsche Bank im dritten Quartal im Investmentbanking kräftig Federn, doch fiel der Gewinnrückgang des gesamten Konzerns nicht so stark aus wie von Analysten befürchtet.
Anleihen des Euro-Krisenstaates Griechenland wurden auf den Marktwert abgeschrieben. Die Kern-Kapitalquote stieg auf über 10 Prozent und damit deutlich über die von EU-Finanzministern angepeilten 9 Prozent, die als Indikator gesehen wird, wie krisenfest eine Bank ist. Die Bank sieht sich damit gut gerüstet für weitere Stürme der Euro-Schuldenkrise.
Geld vom Staat werde man nicht benötigen, bekräftigte Finanzvorstand Stefan Krause am Dienstag vor Analysten. Der um Sondereffekte bereinigte Vorsteuergewinn ging im dritten Quartal im Vergleich zum zweiten Vierteljahr um rund 28 Prozent auf 942 Millionen Euro zurück. Unterm Strich verdiente das Institut im dritten Quartal noch 777 Millionen Euro und damit deutlich mehr als von Analysten erwartet. Vor einem Jahr stand an dieser Stelle noch ein Verlust von 1,2 Milliarden Euro. Das lag allerdings an einer milliardenschweren Sonderabschreibung wegen der Übernahme der Postbank.
„Im dritten Quartal war das operative Umfeld so schwierig wie seit dem Jahresende 2008 nicht mehr“, erklärte Ackermann laut Mitteilung. Er hatte bereits Anfang Oktober das Ziel kassiert, das Institut mit einem Rekordergebnis von 10 Milliarden Euro vor Steuern für 2011 an sein Nachfolger-Duo zu übergeben. Im Mai 2012 sollen der oberste Investmentbanker Anshu Jain und Deutschlandchef Jürgen Fitschen die Amtsgeschäfte übernehmen.
An der Börse legte die Deutsche-Bank-Aktie zeitweise um nahezu 3 Prozent zu und war damit größter Gewinner im Dax. „Die Zahlen der Deutschen Bank sind bis auf das Handelsergebnis besser als erwartet“, sagte ein Händler.
Zu dem Gewinn trug im dritten Quartal vor allem das klassische Bankgeschäft mit Privat- und Geschäftskunden bei, das Ackermann durch die milliardenschwere Übernahme der Postbank deutlich ausgebaut hatte. Vor Steuern verdiente der Bereich Privatkunden und Vermögensverwaltung 495 Millionen Euro. Dabei profitierte die Sparte Privat- und Geschäftskunden von einem starken Beitrag der Postbank und geringen Risikokosten.
Die einstige Ertragsperle - das Investmentbanking - wies allerdings einen Vorsteuergewinn von gerade noch 70 Millionen Euro aus. Vor allem das Geschäft mit Anleihen und Aktien ist eingebrochen; Börsengänge sind verschoben und Firmenübernahmen abgesagt worden. In der Sparte sollen 500 Stellen bis Ende März 2012 abgebaut werden. Weitere Stellenstreichungen hält Finanzvorstand Krause für möglich.
Die harte Kernkapitalquote bezifferte die Bank auf 10,1 Prozent Ende September, zu Jahresbeginn lag sie bei 8,7 Prozent. Die Deutsche Bank sei sehr gut auf die künftig strengeren Eigenkapitalvorschriften vorbereitet und könne diese vor Ablauf der festgelegten Fristen erfüllen, betonte Ackermann. Wegen der Euro-Schuldenkrise wird in der EU diskutiert, die Institute schon bis Mitte kommenden Jahres dazu zu zwingen, ihre Kapitalquoten auszubauen. Im Gespräch ist eine harte Kernkapitalquote von 9 Prozent. Ursprünglich waren mehrere Jahre Zeit für den Aufbau eines größeren Kapitalpuffers vorgesehen.
Für einen möglichen drastischen Schuldenschnitt bei griechischen Staatsanleihen hat sich die Deutsche Bank bereits gerüstet. Die Staatspapiere stehen derzeit mit 46 Prozent des Nominalwerts in den Büchern, das heißt die Bank hat ihre Forderungen auf den Marktwert abgeschrieben. Damit würde die Bank bei einem Schuldenerlass von 54 Prozent keine weiteren Verluste verbuchen. Derzeit verhandeln die Banken und die europäischen Regierungen über eine stärkere Beteiligung privater Investoren bei der Griechenlandrettung. In der Diskussion ist ein Schuldenerlass von 50 bis 60 Prozent für das Euro-Krisenland. Bisher hatten sich Banken zu einem freiwilligen Schuldenschnitt von 21 Prozent bereiterklärt.