Absturz der Aktienkurse Sparbuch und Festgeld – Fels in der Corona-Brandung

Düsseldorf · Minizins-Einlagen wie Sparbücher oder Festgelder erweisen sich in der Corona-Krise als Glücksfall, weil der Wert nicht fällt. Trotzdem: Langfristig bleiben Aktien interessant.

Oft belächelt, aber in Krisenzeiten ein Anker der Stabilität – das Sparbuch.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Seit Jahrzehnten werden die Deutschen belächelt, weil sie ihr Geld so fantasielos anlegen. Statt in Aktien oder Immobilien zu investieren, setzen die Bundesbürger lieber auf Sparbuch, Festgeld und Lebensversicherung. Fast die Hälfte des Geldvermögens in Höhe von 6,3 Billionen Euro entfiel Ende 2019 auf Bargeld und gering oder überhaupt nicht verzinste Einlagen.

Was wie eine große Dummheit anmutet, erweist sich in der Coronakrise als Glücksfall. Denn die Aktienkurse sind seit Ende Januar weltweit um rund 40 Prozent gefallen. Die Zuwächse von Jahren verpuffen binnen weniger Wochen. Auch Immobilienfonds rutschen tief ins Minus. Das Sparbuch mausert sich in diesen Tagen ebenso wie Festgeld-Anlagen zum Anker der Stabilität, weil die Pandemie den Wert nicht schmälert. Aber was bedeutet das für die künftige Geldanlage? Ist der Absturz bald zu Ende und werden Aktien dann wieder in die Höhe schießen? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Wie tief können die Aktienkurse noch sinken?

Niemand weiß das. Obwohl die Staaten Billionen Euro und US-Dollar in die Wirtschaft pumpen, steht die Produktion in vielen Betrieben still. Die Auswirkungen sind dramatisch, bei riesigen Schwankungen sind weiter fallende Aktienkurse wahrscheinlich. Trotzdem: Wenn Medikamente und Impfstoffe gegen das Coronavirus zur Verfügung stehen, wird sich der Wind an der Börse schnell und nachhaltig drehen.

Ist es sinnvoll, bei fallenden Kursen zu verkaufen und bei noch niedrigeren Kursen wieder einzusteigen?

In der Theorie klingt das gut. In der Praxis ist es aber fast unmöglich, den jeweils „richtigen“ Zeitpunkt zu erwischen. Anleger sollten die Krise deshalb aussitzen, wenn sie können. Die Verluste im Depot werden erst beim Verkauf der Wertpapiere realisiert. Grundsätzlich gilt: Wer in Aktien investiert, sollte zehn oder 15 Jahre auf das Geld verzichten können, um Krisen wie jetzt schadlos zu überstehen.

Ist es überhaupt ratsam, angesichts dieser instabilen Lage noch auf Aktien zu setzen?

Anlageprofis wie Hermann-Josef Tenhagen vom Verbraucher-Ratgeber „Finanztip“ bejahen diese Frage. Er würde mit größeren Summen aber noch mal warten. Denn so schnell wie diesmal sind die Kurse noch bei keiner Krise zuvor gefallen. Tenhagen empfiehlt börsengehandelte Indexfonds, die sich auf den Weltaktienindex MSCI beziehen. Er setzt sich aus etwa 1650 Aktien aus 23 Ländern zusammen. Größere Beträge würde Tenhagen jeweils zu einem Drittel sofort, im August und dann im November investieren.

Sind Sparbuch, Tagesgeld und Festgeld bei der Bank trotz der Verwerfungen sicher?

Ja, das sind sie. Seit 2014 gelten in allen EU-Staaten abgestimmte Gesetze zur Einlagensicherung. 100 000 Euro pro Person sind davon abgedeckt. In Deutschland gehen freiwillige Sicherungstöpfe der Banken und Sparkassen noch weit darüber hinaus, sind allerdings nicht einklagbar. Einen Stresstest wie die Coronakrise hat das System jedoch noch nicht erlebt. Dennoch ist kein Szenario denkbar, das die 100 000-Euro-Grenze infrage stellt.

Kann die Krise die Rente in Gefahr bringen?

In der gesetzlichen, umlagefinanzierten Rente stecken keine Aktien. Was an Rente ausbezahlt wird, stammt aus den aktuellen Beiträgen der Arbeitnehmer und Firmen sowie aus Steuermitteln. Die Rentenansprüche unterliegen dem Eigentumsschutz des Grundgesetzes. Und: Rentenkürzungen sind verfassungsrechtlich unzulässig. Durch die Inflation kann die Rente allerdings an Kaufkraft verlieren. In den meisten anderen Formen der Altersvorsorge wie Lebensversicherungen und betrieblichen Sparverträgen ist der Aktienanteil meist gering oder nicht vorhanden. Die eingezahlten Beiträge sind oft garantiert.