Arbeitsmarkt kommt nur langsam in Schwung
Nürnberg (dpa) - Nach der Jobflaute in den vergangenen Monaten kommt der deutsche Arbeitsmarkt nach Experteneinschätzung nur langsam in Schwung.
Mit einem stärkeren saisonbereinigten Rückgang der Erwerbslosenzahlen sei frühestens zum Jahresende zu rechnen, prognostizierten Volkswirte deutscher Großbanken und Konjunkturforscher in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa.
Einige Fachleute rechnen sogar erst im Laufe des kommenden Jahres mit einer durchgreifenden Besserung.
Im August waren nach Berechnung der Volkswirte 2,932 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit; dies wären rund 20 000 mehr als im Juli und knapp 30 000 mehr als vor einem Jahr. Lediglich die DZ-Bank geht für den August von einem leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit um rund 6000 aus. Für gewöhnlich steigt die Zahl der Arbeitslosen im August nur um 5000 bis 10 000.
Hauptursache für den Anstieg der August-Arbeitslosigkeit sind die Werksferien in vielen deutschen Unternehmen; dadurch stellten viele Personalchefs die Anstellung neuer Arbeitskräfte zurück. Auch meldeten sich im Sommer viele junge Leute nach Abschluss ihrer Berufs- oder Schulausbildung erst einmal arbeitslos. Die offiziellen Arbeitslosenzahlen will die Bundesagentur am kommenden Donnerstag (29. August) bekanntgeben.
Für die kommenden Monate rechnen die Volkswirte mit einer Stagnation auf dem Arbeitsmarkt. „Ich gehe davon aus, dass der Arbeitsmarkt den Rest des Jahres stabil bleibt. Da gibt es erst mal wenig Veränderung, eventuell kommt es zu einem kleinen Rückgang der Arbeitslosenzahlen“, schätzt etwa DZ-Bank-Volkswirt Michael Holstein. Das liege auch daran, dass der Stellenmarkt stets verzögert auf wirtschaftliche Aufwärtsentwicklungen reagiere. Zudem sei der Arbeitsmarkt in den vergangenen Monaten gar nicht so stark eingebrochen wie manche befürchtet hatten.
Mit großen Auf- oder Abwärtsentwicklungen rechnet in den kommenden Monate auch Steffen Henzel vom Münchner Ifo Institut nicht. „Wir werden einen Monat haben mit leicht rückgängigen saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen, den einen oder anderen Monat mit Stagnation, aber auch einen Monat mit sinkenden Zahlen“, prognostiziert der Konjunkturforscher. Für einen kräftigen Jobaufschwung fehle es am erforderlichen Wirtschaftswachstum. Das Ifo Institut rechnet in diesem Jahr nur mit einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts von 0,6 Prozent.