Autokrise bremst die Zulieferer aus

Die Unternehmen in der Region spüren die Produktionskürzungen der großen deutschen Autohersteller.

Düsseldorf. Bei Opel in Bochum stehen die Räder still, Ford in Köln fährt ab Anfang November Kurzarbeit. Bei allen großen deutschen Autobauern ist auch als Auswirkung der Finanzkrise die Nachfrage eingebrochen. Das gilt auch für den Nutzfahrzeugbereich - selbst das Sprinter-Werk von Mercedes in Düsseldorf mit 7500 Mitarbeitern wird - erstmals seit fünf Jahren - im November die Arbeit tageweise ruhen lassen. Für die im Bergischen Land angesiedelte Autozulieferindustrie ist die Lage ernst.

Der Produktionsstopp am Opel-Standort in Bochum schlägt beim Automobilzulieferer Johnson Controls durch. "Wir sind als Just-in-time-Lieferant von dem Produktionsstillstand bei Opel direkt betroffen", sagt Astrid Schafmeister, Pressesprecherin in der Burscheider Europazentrale.

Von 560 Mitarbeitern des Werks in Bochum müssen 270 in Kurzarbeit treten. Zudem werde es im bis September 2009 laufenden Geschäftsjahr zu Werksschließungen in Europa, wahrscheinlich auch in Deutschland, kommen. In der Burscheider Zentrale sollen rund 100 Stellen wegfallen.

Beim führenden Hersteller von Kolbenringen, Federal-Mogul, dem zweitgrößten Burscheider Arbeitgeber, sind die Auftragseingänge ebenfalls drastisch zurückgegangen. Derzeit werden Befristungen und Leiharbeiter abgebaut und es laufen Angebote zum freiwilligen Ausscheiden. Aber auch betriebsbedingte Kündigungen werden nicht mehr ausgeschlossen.

Der Autozulieferer Delphi in Wuppertal weist Medienberichte zurück, wonach der Standort mit seinen 1400 Mitarbeitern zur Disposition stünde. Auftragsrückgänge gebe es jedoch, sagt ein Sprecher. Deutlich spürt Lackfabrikant DuPont Performance Coatings den Produktionsstopp der Hersteller. Die etwa 2000 Mitarbeiter werden angehalten, Überstunden abzubauen und ihren Urlaub schnell zu nehmen.

Viele Kunden der Tedrive-Werke (früher Visteon) in Wülfrath und Düren haben ihre Stückzahlen-Abrufe für Lenkungen und Antriebswellen gedrosselt, so dass auch das Werk in Wülfrath seine Produktionskapazitäten nach unten korrigieren muss. Derzeit fährt Tedrive in Wülfrath noch keine Kurzarbeit; über Zeitkonten werden die Arbeitszeiten aber reduziert.

Der Automobilzulieferer Edscha, Hersteller etwa von Türscharnieren und Cabriodachsystemen, spürt die rückläufigen Orderzahlen ebenfalls deutlich. In der Remscheider Firmenzentrale heißt es, dass Kündigungen dank flexibler Arbeitszeitkonzepte und Leiharbeit für Europa noch nicht zur Diskussion stünden. Edscha will jedoch bei den Investitionen sparen.

Die Firma Emde Stanztechnik in Solingen produziert Bleche unter anderem für Continental. "Die Auftragseingänge bröckeln ab", sagt Firmenchef Horst Gabriel. Ähnlich sieht es bei Friedhelm Sträter, IHK-Präsident für Wuppertal, Solingen und Remscheid, aus. Mit seiner ESU Eichenauer Sträter Umformtechnik (70 Mitarbeiter in Solingen, 250 in Ungarn) liefert er Blechteile, unter anderem an VW und Mercedes. Als dramatisch beurteilt er die Lage nicht, auch wenn seine Abnehmer den "kurzfristigen Bedarf etwas zurückgefahren" haben.

"Wir sind natürlich direkt abhängig von den Kunden. Wenn die keine Autos bauen, brauchen wir nicht zuzuliefern.", sagt Ute Hoppe, Sprecherin von Hülsbeck & Fürst (Huf). Das Unternehmen stellt in Velbert mit 1500 Mitarbeitern Schließsysteme für die Autoindustrie her. Derzeit kann die Produktionsanpassung noch über Arbeitszeitkonten ausgeglichen werden.