Finanzkrise: Hannover Rück rutscht in die roten Zahlen

Hannover (dpa). Die Finanzmarktkrise hat nun auch die Hannover Rück erwischt. Nach weiteren Abschreibungen auf Aktien und den Schäden durch die Wirbelstürme 'Gustav' und 'Ike' im dritten Quartal kippte der Vorstand am Dienstag überraschend sein Gewinnziel für das Gesamtjahr.

In den ersten neun Monaten rutschte das im MDAX notierte Unternehmen sogar in die roten Zahlen. Die Aktie war kurz vor Versand der Ad-hoc-Mitteilung vom Handel ausgesetzt worden und startete knapp eine Stunde später mit einem zweistelligen Kursverlust.

Bei Wiederaufnahme des Handels lag das Papier mit 11,36 Prozent im Minus bei 19,66 Euro. Überraschend sei nicht die Gewinnwarnung selbst, sondern vielmehr deren Höhe, sagte Händler und Analysten übereinstimmend. Mit dem hohen Ausmaß der Abschreibungen habe er nicht gerechnet, sagte Analyst Konrad Becker von Merck Finck. Auch die Schäden durch die Wirbelstürme 'Gustav' und 'Ike' schlügen überraschend stark zu Buche, ergänzte sein Kollege Constantin Rohrbach von der Nord/LB.

Die Hannover Rück hatte noch Mitte des Jahres an ihrem Renditeziel festgehalten, nachdem Mitbewerber Münchener Rück seine Gewinnprognose bereits um ein Drittel gekürzt hatte. Die Münchener bestätigten an diesem Dienstag lediglich ihre Aussage vom August, dass sie auch im dritten Quartal Wertberichtigungen vornehmen müssten.

Bei der Hannover Rück beliefen sich die Abschreibungen auf einen dreistelligen Millionenbetrag, wie das Unternehmen in Hannover mitteilte. Der Vorstand strich daher sein bisheriges Ziel, im Gesamtjahr eine Eigenkapitalrendite von mehr als 15 Prozent zu erreichen.

In den ersten neun Monaten stehe unter dem Strich ein Verlust von 140 Millionen Euro. Das operative Ergebnis blieb in den ersten neun Monaten den Angaben zufolge jedoch positiv. Auch rechnet das Unternehmen infolge der Finanzmarktkrise mit steigenden Preisen für Rückversicherungsleistungen.

Infolge gesunkener Aktienkurse musste die Gesellschaft den Angaben zufolge Abschreibungen und unrealisierte Verluste in Höhe von 466 Millionen Euro verbuchen, davon 360 Millionen Euro auf Aktien. Dem stand ein Nettoerlös von 77 Millionen Euro aus realisierten Gewinnen und Verlusten gegenüber. Die Kapitalanlagen-Rendite habe in den ersten neun Monaten bei zwei Prozent gelegen, hieß es.

Die Aktienquote der Hannover Rück lag der Mitteilung zufolge am 30. September bei acht Prozent. Im Oktober sei sie deutlich reduziert worden. Dennoch kündigte das Unternehmen für diesen Bereich weitere Belastungen an. Die Folgen der Wirbelstürme 'Gustav' und 'Ike' belasten die Hannover Rück mit insgesamt rund 250 Millionen Euro.

Mit seinem Großschaden-Budget in Höhe von zehn Prozent der Nettoprämie kam das Unternehmen wegen der heftigen Zerstörungen nicht aus. Die Belastung durch Großschäden liege nun bei 14 Prozent der Nettoprämie, meldete der Rückversicherer.