Die Banker und die Boni

Die Debatte um die Bezahlung der Vorstände flammt neu auf.

Frankfurt. Es geht um Millionenbeträge. Nachdem Sparer und Anleger herbe Verluste erlitten, fordert die Bankenkrise nun auch von den gescholtenen Managern Tribut. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann erklärt mitten in der Debatte um ein milliardenschweres Rettungspaket für die gebeutelte Branche seinen Verzicht auf Bonuszahlungen für das laufende Geschäftsjahr. Auch der restliche Deutsche-Bank-Vorstand sowie der Aufsichtsrat verzichte auf variable Zahlungen.

Zeitpunkt und Ort der Ankündigung sind geschickt gewählt: Mit seiner Anfang der Woche geforderten Obergrenze von jährlich 500000 Euro für Managergehälter traf Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) Volkes Nerv. In Umfragen gab es breite Zustimmung für diesen Vorstoß, die seit Jahren kontrovers geführte Debatte über die Bezahlung der Wirtschaftselite flammt neu auf.

"Ackermann nimmt sich damit aus der Schusslinie und stellt sich selbst in ein positiveres Licht", sagt ein führender Frankfurter Banker. Schließlich wird den Kreditinstituten eine Hauptschuld an der Finanzmarktkrise angelastet, die Notenbanken wie Regierungen in aller Welt zu dramatischen Rettungsaktionen trieb. "Ackermann verzichtet zudem in einem Jahr, in dem die Bonuszahlungen wegen der Finanzkrise ohnehin überschaubar ausfallen dürften", sagt der Banker. Zum Jahresauftakt war die Deutsche Bank erstmals seit fünf Jahren in die roten Zahlen gerutscht. Mit den Halbjahreszahlen präsentierte der Branchenprimus zwar wieder Gewinne, weitere Milliardenbelastungen infolge der Krise ließen den Vorsteuergewinn jedoch um drei Viertel auf 642 Millionen Euro einbrechen. Bonuszahlungen für erfolgsverwöhnte Investmentbanker wurden gekappt.

Zwar machen die an den Firmenerfolg gekoppelten Bonuszahlungen bei Dax-Vorständen den Löwenanteil der Bezüge aus - nach Berechnungen der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz waren es 2007 56Prozent. Doch mit einem Grundgehalt von 1,2 Millionen Euro wird Ackermann trotz Verzicht 2008 mehr als doppelt so viel verdienen wie die 500 000 Euro, bei denen nach Meinung Steinbrücks "Schluss sein" müsste.

Auch die Manager vieler Konzerne, die ganz oder zu einem großen Teil Bund und Ländern gehören, verdienen deutlich mehr als eine halbe Million Euro im Jahr: So wurde etwa das Gehalt des neuen KfW-Chefs Ulrich Schröder extra auf mehr als 800000 Euro verdoppelt, um Schröder für den Job bei der staatlichen Bank zu gewinnen, die durch die Fast-Pleite der Mittelstandsbank IKB schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war. Im KfW-Verwaltungsrat sitzt unter anderen Steinbrück. Bei Telekom-Chef René Obermann belief sich 2007 das feste Jahresgehalt auf 1,04 Millionen Euro. An dem einst staatseigenen Konzern, der seit Jahren Schlagseite hat, halten Bund und KfW noch ein Drittel.

Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, dem ein Jahresgehalt von bis zu 60 Millionen Euro nachgesagt wird, findet, die Politik solle sich aus der Bezahlung von Managern lieber völlig heraushalten: "Der Markt und die Eigentümer regeln das ganz gut selber."