Börsen wetten auf den weltweiten Abschwung

Finanzkrise: Während die Aktienkurse verrückt spielen, sendet die EU ein seltenes Signal der Geschlossenheit.

Frankfurt/Brüssel. Die Börsen weltweit befinden sich wieder im Abwärtsstrudel. Nach einer kurzen Erholungsphase haben massive Rezessionsängste die internationalen Finanzmärkte gestern weiter auf Talfahrt geschickt.

Der deutsche Aktienindex Dax sackte deutlich ab - um 4,91 Prozent auf 4622,81 Punkte. Der US-Leitindex Dow Jones fiel in New York in den ersten Stunden um 2,6 Prozent auf 8359,44 Zähler. An Asiens Leitbörse Tokio stürzte der Nikkei-Index im Sog der am Vortag eingebrochenen Wall Street um mehr als 1000 Punkte wieder tief in den Keller und verzeichnete am Ende mit 11,41 Prozent den zweithöchsten Verlust seit dem Börsencrash 1987. Die Investoren fürchten jetzt vor allem, dass die Finanzkrise auf die Realwirtschaft übergreift.

Die Europäische Union dringt derweil auf eine "echte und umfassende Reform des internationalen Finanzsystems". Die Staats- und Regierungschefs der 27 Mitgliedstaaten segneten beim EU-Gipfel den Aktionsplan ab, den die 15 Länder des Euro-Währungsraums vereinbart hatten. Er erlaubt nationalen Regierungen, ihre Banken durch Risikoschirme, Garantien oder Finanzspritzen vor Existenzproblemen zu bewahren. Im November ist ein Weltfinanzgipfel geplant, auf dem strengere Regeln für die Geldbranche beschlossen werden sollen.

Ratspräsident Nicolas Sarkozy sprach erneut von einer europäischen "Wirtschaftsregierung", ohne dies näher zu konkretisieren.

Die Staaten, die sich gemeinsam den Euro gegeben hätten, müssten auch für ein "Maximum an Koordinierung" ihrer Wirtschaftspolitik sorgen, sagte er. Die Bundesregierung betrachtet den Vorstoß zurückhaltend. Sie fürchtet um die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank.