Bilanzen: Deutsche Autobauer schwimmen im Geld
Konzerne sind erfolgreich wie noch nie. Mitarbeiter erhalten satte Prämien.
München. Martin Winterkorn verdient 1986 Euro — jede Stunde. Ein größeres Loch reißt das Jahressalär für Winterkorn von 17,4 Millionen Euro allerdings nicht in die VW-Kasse. Unter dem Strich verdiente der Autobauer 15,8 Milliarden Euro — mehr als doppelt so viel wie 2010.
Auch BMW, Daimler, Audi und Porsche haben 2011 alle Rekorde gebrochen. Nie zuvor verkauften die Hersteller mehr Autos, nie zuvor strömte so viel Geld in die Kassen. Opel bleibt allerdings eine Ausnahme.
Dabei ist es noch gar nicht lange her, dass allen Herstellern die jüngste Wirtschaftskrise teils erheblich zu schaffen machte. Zu spät sei die Branche auf Themen wie Elektroautos angesprungen, zu lange habe sie an großen und teuren Autos festgehalten, warfen etliche Kritiker der Industrie vor.
Doch die Krise blieb eine Delle, der Aufschwung kam rascher und kräftiger als selbst mancher Konzernlenker erwartet hatte. Heute sieht die Branche so jung aus wie seit Jahren nicht mehr. Und auch künftig erwarten die Autobauer Wachstum — vor allem dank der Boomregionen in Asien und Amerika.
Die Firmen können das Geld gut gebrauchen. Nicht nur die Euro-Schuldenkrise und die tristeren Konjunkturaussichten beschäftigen die Strategen in den Konzernzentralen. „2012 wird ein Schlüsseljahr“, sagt BMW-Chef Norbert Reithofer bei der Vorstellung seiner Jahresbilanz. Auch Audi-Chef Rupert Stadler backt lieber kleinere Brötchen: „Beim Blick in die Zukunft kann hingegen von eitel Sonnenschein längst nicht die Rede sein.“
Zwar verdienen die Hersteller vor allem mit großen und teuren Autos das meiste Geld, doch es gibt teure Baustellen. Dazu zählt die Entwicklung alternativer Antriebe etwa für Elektroautos, die Verbesserung der Motorentechnik oder der umweltfreundliche Ausbau der Produktion.
Und: Die Konkurrenten im Ausland blasen zum Angriff auf die deutschen Platzhirsche. Der bis zur Erdbebenkatastrophe in Japan weltgrößte Autobauer Toyota will zurück an die Spitze, Hyundai mischt von Korea aus den Weltmarkt auf und wächst gerade im Massenmarkt.
Für die Stammbelegschaften jedenfalls zahlen sich die Rekorde aus. Bei Daimler erhalten die Mitarbeiter in Deutschland für 2011 mit 4100 Euro die bislang höchste Ergebnisbeteiligung. Bei Audi flossen im Schnitt gar 8251 Euro. Bei BMW wird es ebenfalls mehr als 2010. Damals hatte der Konzern im Schnitt 5840 Euro gezahlt. Die genaue Zahl wird am Mittwoch bekanntgegeben. Die 90 000 Tarifbeschäftigten bei Volkswagen in den sechs westdeutschen Werken bekommen rückwirkend für 2011 einen Bonus von 7500 Euro.