Boeing wird neuen Jumbo-Jet doch noch los
Everett/Luxemburg (dpa) - Mit mehr als drei Wochen Verspätung liefert Boeing seinen ersten modernisierten Jumbo-Jet 747-8 aus. „Wir haben die vertraglichen Probleme gelöst, die die Erstauslieferung verzögert hatten“, schrieb Verkaufschef Randy Tinseth am Mittwoch in seinem Blog.
Der Kunde, die Luxemburger Frachtfluggesellschaft Cargolux, bestätigte die Einigung, allerdings ohne Details zu nennen.
Eigentlich hätte das gigantische Frachtflugzeug schon Mitte September übergeben werden sollen. Drei Tage mit Infoveranstaltungen und Feierlichkeiten waren dafür angesetzt. Doch Cargolux ließ den Termin in letzter Minute platzen. Branchenkenner mutmaßten zuerst, dass die Gesellschaft schlicht den Preis drücken wollte. Später deutete sich an, dass sie mit dem Spritverbrauch unzufrieden war.
Nach zähen Nachverhandlungen ging nun alles hopplahopp. Noch am Mittwochnachmittag (Ortszeit) sollte die Maschine den Besitzer wechseln und gleich zu ihrem ersten Einsatz aufbrechen. Eine zweite Maschine sollte dann an diesem Donnerstag übergeben werden. Insgesamt hat Cargolux 13 der Flieger geordert. Der Stückpreis liegt aktuell bei 333,5 Millionen Dollar (241 Mio Euro), allerdings sind Rabatte üblich.
„Auch wenn wir etwas länger warten mussten als erwartet, sind die Auslieferungen dadurch nicht weniger erfreulich“, schrieb Boeing-Manager Tinseth. Cargolux ist langjähriger Kunde von Boeing. Bei den Luxemburgern hatten sich kurz vor dem Streit aber die Besitzverhältnisse geändert - Qatar Airways war groß eingestiegen. „Der 747-8-Frachter wird für uns ein Treiber für profitables Wachstum“, sagte Cargolux-Chef Frank Reimen.
Während der jüngst ausgelieferte, kleinere Langstreckenflieger 787 „Dreamliner“ eine komplette Neuentwicklung ist, basiert die 747-8 auf dem altbekannten Jumbo-Jet aus den späten 1960er Jahren. Allerdings ist der jetzige Typ länger und auch von den Triebwerken und der Elektronik her auf dem neuesten Stand. Das letzte Mal hatte Boeing den Jumbo Mitte der 1980er Jahre in größerem Umfang modernisiert und als 747-400 auf den Markt gebracht.
Wegen technischer Probleme hatte die Erstauslieferung des neuen Jumbos immer wieder verschoben werden müssen. Das Modell liegt rund zwei Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurück. Beim „Dreamliner“ waren es sogar drei Jahre. Das hatte zu Abbestellungen bei beiden Modellen geführt. Boeing hat für die 747-8 noch 111 Bestellungen vorliegen.
Cargolux ist der Erstkunde bei der Frachtversion der 747-8, die Lufthansa nimmt Anfang kommenden Jahres die erste Passagiervariante für den Liniendienst in Empfang. Die 747-8 „Intercontinental“ wird bei den Frankfurtern rund 380 Sitzplätze haben. Zum Vergleich: Der konkurrierende Riesen-Airbus A380 nimmt mit der Lufthansa-Bestuhlung 536 Passagiere auf.