Chefwechsel: Holländer führt künftig Bayer
Der Chemie- und Pharmakonzern holt sich erstmals in seiner Firmengeschichte einen Vorstandsvorsitzenden von außen.
Leverkusen. Bayer bricht mit weiteren Traditionen: Erstmals in über 150 Jahren Firmengeschichte holt sich der Leverkusener Chemie- und Pharmakonzern einen Vorstandschef von außen und verzichtet auf ein "Eigengewächs". Und erstmals gelangt ein Ausländer an die Spitze des deutschen Traditionskonzerns.
Völlig überraschend - es hatte im Vorfeld keinerlei Spekulationen in den Medien gegeben - teilte der Bayer-Aufsichtsrat nach einer Sitzung gestern mit, dass er zum Nachfolger das amtierenden Bayer-Chefs Werner Wenning (62) zum 1. Oktober 2010 den gebürtigen Niederländer Marijn E. Dekkers (51) berufen hat.
Dekkers arbeitet derzeit für einen US-Laborgeräte-Hersteller und besitzt neben der niederländischen auch die US-Staatsbürgerschaft. Dekkers wird damit der achte Ausländer, der einen Dax-Konzern führt. Zuletzt hatte der Düsseldorfer Dax-Konzern Henkel den Dänen Kasper Rorsted zum Vorstandschef gekürt.
Für Wenning bedeutet die Wahl von Dekkers zum Nachfolger, dass sein bis Januar 2010 datierter Vertrag um acht Monate bis zum 30. September 2010 verlängert wird. Bereits ab 1.Januar 2010 tritt Dekkers in den Vorstand ein und wird von Wenning eingearbeitet. Gleichzeitig soll Dekkers in einer Übergangsphase in Personalunion den Teilkonzern Bayer HealthCare leiten.
Zusätzlich zum Führungswechsel hat bei Bayer das Stühlerücken begonnen und andere Schlüsselpositionen müssen neu besetzt werden. So wird im ersten Halbjahr 2010 auch Arthur J. Higgins (52) seinen Hut nehmen und den Chefsessel bei Bayer HealthCare verlassen. Genannt werden "persönliche Gründe". Higgins hatte in den letzten fünf Jahren den Gesundheitsbereich umstrukturiert.
Mit Abschluss der Hauptversammlung am 30. April 2010 scheidet auch der Bayer-Finanzchef Klaus Kühn, dann 58 Jahre alt, "auf eigenen Wunsch" aus. Zu seinem Nachfolger wurde Werner Baumann (46) ernannt, derzeit im Vorstand der Gesundheitssparte. Baumann tritt wie Dekkers bereits zum 1. Januar 2010 in den Bayer-Vorstand ein.
Der Bayer-Aufsichtsratschef Manfred Schneider, bedauerte besonders den Weggang von Kühn, der zeitweilig auch als "Kronprinz" gehandelt wurde. Mit der Vertragsverlängerung von Wenning werde aber in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Kontinuität sichergestellt. Mit der Bestellung Dekkers wird bei Bayer künftig der Pharmabereich noch mehr im Focus stehen.