Creditreform: Überschuldungswelle ebbt ab

Bei steigender Arbeitslosigkeit wird die Zahl der Schuldner aber wieder wachsen.

Düsseldorf. Die Überschuldung von Privatpersonen in Deutschland hat dank des zurückliegenden Konjunkturaufschwungs spürbar abgenommen. Zum Stichtag 1.Oktober wurde für die gesamte Bundesrepublik eine Schuldnerquote von 10,11 Prozent ermittelt. Vor Jahresfrist hatte sie noch bei 10,85 Prozent gelegen, hat die Wirtschaftsauskunftei Creditreform errechnet.

Damit sind aktuell laut Creditreform-Chef Helmut Rödl knapp 6,9 Millionen Bürger über 18 Jahre überschuldet oder weisen zumindest nachhaltige Zahlungsstörungen auf. Gegenüber 2007 ist ihre Zahl damit um 6,4 Prozent oder 470000 Schuldner gesunken.

Eine Überschuldung liegt laut Creditreform vor, wenn ein Schuldner seine fälligen Zahlungsverpflichtungen nicht nur temporär, sondern auch in absehbarer Zeit nicht begleichen kann. Ferner stehen ihm weder Vermögen noch andere Kreditmöglichkeiten zur Verfügung.

Der aktuelle Rückgang der Schuldnerquote basiert weitestgehend darauf, dass viele ehemalige Schuldner durch die Wiederaufnahme von Beschäftigungsverhältnissen während des Konjunkturaufschwungs in der Lage waren, ihre Schulden abzubauen.

Gleichzeitig zeigten die Insolvenzstatistiken 2008 erstmals seit Einführung das Verbraucherinsolvenzverfahrens (1999) einen Rückgang der Privatinsolvenzen. "Die Gründe hierfür liegen aber weniger in einem realen Rückgang des Bedarfs als vielmehr in der fortdauernden Überlastung der Schuldnerberatungsstellen", erläuterte Rödl.

Ein Vergleich mit den Daten der USA und Großbritannien zeigt, dass Überschuldung in den USA sehr viel stärker verbreitet ist. Nach Creditreform-Berechnungen können rund 35 Millionen Amerikaner als verschuldet eingestuft werden (Schuldnerquote 14,7 Prozent). In Großbritannien steckten rund 5,1 Millionen Briten (10,4 Prozent) in großen finanziellen Schwierigkeiten.

Für Rödl ist der derzeitige Rückgang der Überschuldung nur eine erfreuliche "Momentaufnahme". Er befürchtet, dass es in den kommenden zwei Jahren zu einer neuen Überschuldungswelle kommen wird. Hintergrund dafür seien die wieder ansteigenden Arbeitslosenzahlen als Folge- und Nebenwirkungen der globalen Finanzkrise. Für genaue Zahlen ist es noch zu früh.