Lufthansa: Düsseldorf passt zu uns

Bereichsvorstand Thierry Antinori spricht über Investitionen in Krisenzeiten, neue Märkte und den Flughafen in Düsseldorf.

Herr Antinori, die Lufthansa hat in dieser Woche einen deutlichen Gewinnrückgang für das laufende Jahr verkünden müssen und die Prognose für das kommende Jahr gekappt. Wird es bei der Lufthansa nun ein Sparprogramm geben, und wie könnte es aussehen?

Antinori: Es ist richtig, dass wir unsere Gewinnprognose für das laufende Jahr nach unten korrigiert haben. Aber trotz dieses Rückgangs steuern wir immer noch auf das zweitbeste Ergebnis unserer Geschichte zu. Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen werden wir unsere laufenden Programme zur Kostensenkung konsequent umsetzen und weitere Maßnahmen zur Effizienzsteigerung entwickeln. Bei allem Zwang zum Sparen werden wir jedoch keine Abstriche bei Sicherheit, Produktangebot und Verbindungsqualität machen. Zum Beispiel werden wir wie geplant 150 Millionen Euro innerhalb von vier Jahren in den Ausbau unserer Lounges investieren.

Antinori: Wir haben auf unserer Bestellliste 170 Flugzeuge im Listenwert von 14 Milliarden Euro, die bis zum Jahr 2015 ausgeliefert werden. An unseren Bestellungen halten wir fest. Die Maschinen können entweder zusätzlich auf Wachstumsstrecken eingesetzt werden, wenn das Umfeld dies erlaubt, oder ältere Modelle aus der Flotte ersetzen. Die 53 neuen Flugzeuge, die Lufthansa im kommenden Jahr erhält, werden gegen ältere Modelle getauscht. Das ist gut für die Kunden und gut für die Umwelt, denn die neuen Flugzeuge verbrauchen deutlich weniger Kerosin.

Antinori. Über 80 Prozent unserer Flugzeuge sind unser Eigentum, wir haben damit einen vergleichsweise geringen Leasing-Anteil. Daher können wir anders als andere Airlines tatsächlich Flugzeuge am Boden lassen, falls die Nachfrage einbrechen sollte. Für unsere eigenen Flugzeuge müssen wir schließlich keine Leasing-Gebühren bezahlen.

Antinori: Auf den Inhalt des Angebots für Austrian Airlines möchte ich nicht eingehen, aber unser Gebot bleibt auch in dem nunmehr verlängerten Bieterprozess unverändert bestehen. Italien ist für uns ebenfalls sehr wichtig. Nach Deutschland und den USA ist dies unser drittgrößter Markt. Insofern beobachten wir sehr genau, was bei der Alitalia passiert. Momentan arbeitet die italienische Investorengruppe CAI an einer tragfähigen Zukunftsperspektive für eine "neue Alitalia". Dabei wird man sicher darüber nachdenken, ob ein Wechsel in das größte Luftfahrtbündnis der Welt, die Star Alliance, eine Option für Alitalia sein könnte.

Antinori: Wir haben nicht nur gewisse Länder im Blick, sondern vor allem auch verschiedene Branchen. Die derzeit krisengeschüttelten Banken und Versicherungen machen bei uns nur etwa 13 Prozent des Kunden-Portfolios aus, das ist deutlich weniger als bei manchem Wettbewerber von uns. Wir sind breit aufgestellt und haben vor allem viele mittelständische Kunden. Aller konjunkturellen Schwierigkeiten zum Trotz könnten zum Beispiel die Öl- und Energiewirtschaft auch in der Zukunft Wachstumsbranchen sein.

Antinori: Düsseldorf ist ein Premium-Flughafen und passt daher perfekt zur Lufthansa. Zudem ist Nordrhein-Westfalen die stärkste Wirtschaftsregion des Landes mit zehn Dax-Konzernen und vielen Mittelständlern als Kunden.

Antinori: Für Asien ist es heute noch zu früh, trotz unserer Vertriebsstärke. Ich bin aber überzeugt, dass wir Asien in Zukunft von Düsseldorf aus anfliegen werden.