Tiefe Gräben im Metall-Tarifstreit

Die Arbeitgeber wollen lediglich 2,1 Prozent mehr zahlen, die Beschäftigten fordern acht Prozent mehr Lohn.

Stuttgart. Finanzkrise, Konjunkturflaute - und nun rollt auch noch in der deutschen Metall- und Elektroindustrie die massivste Warnstreikwelle der vergangenen Jahre an. Denn die von den Arbeitgebern vorgeschlagene 2,1 Prozent tabellenwirksame Erhöhung für 2009 plus Einmalzahlungen für 2008 sorgt für Entrüstung in den Betrieben.

Die Kluft zur Forderung der IG Metall von acht Prozent ist riesig. "So einen großen Unterschied muss man in der Geschichte der Metall-Tarifverhandlungen lange suchen", meint etwa Reinhard Bispinck vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung.

Wie üblich stellen die beiden Seiten ihre eigenen Berechnungen zur Höhe des Angebots auf: Die Arbeitgeber beziffern es auf 2,9 Prozent auf 14 Monate.

Dabei addieren sie die Einmalzahlung von 0,8 Prozent, die auch per Betriebsvereinbarung noch halbiert werden kann, für die Monate November und Dezember 2008 zu den 2,1 Prozent tabellenwirksamer Erhöhung für 2009. Da werden Äpfel und Birnen zusammengezählt, meinen die Gewerkschafter. "Die Einmalzahlungen sind nach zwei Monaten weg", sagt Bispinck.

Südwestmetallchef Stefan Roell argumentiert dagegen, in den letzten beiden Monaten dieses Jahres erhielten die Metaller 5,3 Prozent und damit bis zu 650Euro mehr - das sei eine faire Teilhabe am "ordentlichen" Geschäftsjahr. Insgesamt bedeute das Angebot Reallohnsicherung und ein kleines Plus bei der Kaufkraft für die Beschäftigten.

Dem widerspricht die IG Metall vehement. Aus ihrer Sicht bringt die Offerte dem einzelnen Arbeitnehmer für 2009 im Vergleich zu seinen Einnahmen 2008 nicht mehr als 1,3 Prozent und gleicht deshalb nicht einmal die Inflation aus.

Im Schnitt ganze 24,90 Euro mehr habe ein Metaller monatlich in der Tasche, rechnet IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann vor. Das sei alles andere als ein Impuls für die darniederliegende Binnennachfrage.

So unterschiedlich die Bewertungen des Angebotes, so differenziert sehen die beiden Lager auch die wirtschaftliche Lage: Gesamtmetall macht auf eine Umfrage unter 450 Mitgliedsfirmen aufmerksam, nach der drei Viertel der Mitgliedsunternehmen von rückläufigen Aufträgen im Oktober berichtet.

Die Gewerkschaft tut die Mahnungen als "Angstmache" ab. Der Maschinen- und Anlagenbau sowie die Elektroindustrie sind aus ihrer Sicht noch gesund. Die Auslastung sei gut und sehr gut.