IG Metall: Düsseldorfer Daimler-Beschäftigte läuten Warnstreikwelle in NRW ein

Düsseldorf/München/Frankfurt/Nagold (dpa). Die IG Metall hat ihre Warnstreiks in der Metall- undElektroindustrie Nordrhein-Westfalens massiv ausgeweitet.

In Düsseldorfversammelten sich am Montagvormittag nach Angaben der Gewerkschaft 2200Beschäftigte vor den Toren des Transporter-Werkes von Daimler.IG-Metall-Bezirksleiter Oliver Burkhard bekräftigte die Forderung nachacht Prozent mehr Lohn und Gehalt.

Teile der Branche hätten zwarProbleme infolge der Finanzkrise. Die Unternehmen hätten aber überJahre hinweg Gewinne eingefahren. „Wir lassen uns nicht weismachen,dass der Kraftprotz Metall und Elektro sich über Nacht in einen Zwergverwandelt hat“, sagte der Verhandlungsführer der IG Metall NRW.

Die Gewerkschaft hatte tausende Beschäftigte in landesweit 55 Betriebenfür Montag zu Warnstreiks aufgerufen. Sie fordert acht Prozent höhereEinkommen. Die IG Metall hat das Angebot der Arbeitgeber von 2,1Prozent und einer Einmalzahlung von 0,8 Prozent als Minusgeschäft fürdie Beschäftigten zurückgewiesen.

Bereits gegen 4.00 Uhr zogen 1000 Autobauer aus der Nachtschicht desDaimler-Werkes in Düsseldorf vor die Werkstore. Hier wird derTransporter „Sprinter“ produziert. Im Laufe des Tages sollten insgesamt3000 Kollegen der Früh- und Spätschicht folgen. Zu der Kundgebung derFrühschicht des Daimler-Werkes waren laut IG Metall auch Mitarbeitervon zehn anderen Düsseldorfer Unternehmen gekommen, darunter vonSiemens und ThyssenKrupp.

Im Laufe des Tages sollen 3000 Kollegen der Früh- und Spätschichtfolgen. Insgesamt sind in Nordrhein-Westfalen tausende Metaller in 55Betrieben im Zuge der bundesweiten Warnstreiks zur Teilnahmeaufgerufen, um derForderung ihrer Gewerkschaft nach acht Prozent mehr Einkommen Nachdruckzu verleihen.

Insgesamt erwartet die Gewerkschaft mehrere zehntausendMetaller bei den Aktionen. Schwerpunkt seien die Länder Hessen,Rheinland-Pfalz, Thüringen und das Saarland, in denen insgesamt 30 000Beschäftigte zum Warnstreik aufgerufen sind. Auch in Baden-Württembergund Nordrhein-Westfalen, werden nach Ende der Friedenspflicht tausendeMetaller ihre Arbeit niederlegen.

Die IG Metall will bis zu diesem Freitag (7. November) Druck auf dieArbeitgeber ausüben, um ein höheres Angebot zu erreichen. Sie lehnt diebisherige Offerte von 2,1 Prozent mehr Einkommen für 2009 und 0,8Prozent des Jahreseinkommens für die Monate November und Dezemberdieses Jahres ab.

Es sei eine „Provokation“, dass den 3,6 MillionenBeschäftigten der Branche nicht einmal der Ausgleich der Inflationangeboten werde. Mit ihrem unzureichenden Angebot hätten dieArbeitgeber die Eskalation herbeigeführt.

In Bayern legten ab Mitternacht Mitarbeiter von BSH Bosch und SiemensHausgeräte in Dillingen sowie Beschäftigte des Automobil- ZulieferersValeo in Wemding in der Nähe von Ingolstadt vorübergehend ihre Arbeitnieder. Laut Gewerkschaftsangaben ließen in Dillingen rund 50 und inWemding rund 100 Beschäftigte ihre Arbeit ruhen.

Beim AutozuliefererHelag im baden-württembergischen Nagold traten 200 Mitarbeiter ihreFrühschicht nicht zur regulären Zeit an. In Waiblingen bei Stuttgartbeteiligten sich zwei Dutzend Beschäftigte des Sägenherstellers Stihlan den Aktionen. In Thüringen nahmen 300 Mitarbeiter des SiemensGeneratorenwerks in Erfurt an den Warnstreiks teil.

An Arbeitskampfmaßnahmen sollen sich am Montag Metaller imgesamten Bundesgebiet beteiligen. „Wir rechnen mit einigen zehntausendTeilnehmern“, sagte eine Sprecherin der Gewerkschaft IG Metall inFrankfurt am Main. Betroffen seien Hunderte Betriebe.

Die Tarifparteien im Südwesten treten am 11. November zu ihrer viertenGesprächsrunde zusammen. Gibt es bis Mitte November keinen Durchbruch,kann die Gewerkschaft die Verhandlungen für gescheitert erklären undihre Mitglieder zur Urabstimmung über einen unbefristeten Arbeitskampfaufrufen. Der letzte Streik fand im Jahr 2002 im traditionellenPilottarifbezirk Baden-Württemberg und in Berlin-Brandenburg statt.

Unterdessen hat Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser vor Streiksgewarnt. „Ein Streik, der wie vor 150 Jahren darauf ausgelegt ist, demBetrieb Schaden zuzufügen, trifft letztlich alle, mit zeitlicherVerzögerung auch die Beschäftigten“, sagte Kannegiesser der „Welt amSonntag“.

In einer so vernetzten Branche wie der Metallindustrie habesich der klassische Arbeitskampf überholt. Die Arbeitgeber weisendarauf hin, vor dem Hintergrund von Finanzkrise und Konjunkturflautegelte es, die seit April 2006 neu geschaffenen 250 000 neu geschaffenenArbeitsplätze in der Branche nicht aufs Spiel zu setzen.