Daimler gelingt Comeback mit Milliardengewinn
Stuttgart (dpa) - Mit einem Milliardengewinn im Rücken setzt sich Daimler-Chef Dieter Zetsche ehrgeizige Ziele. „Daimler hat im vergangenen Jahr ein glänzendes Comeback hingelegt“, sagte der Manager am Mittwoch in Stuttgart.
Nach tiefroten Zahlen 2009 verbuchte der Autobauer im abgelaufenen Geschäftsjahr unter dem Strich 4,7 Milliarden Euro Gewinn. Im Jahr zuvor hatte Daimler nach Steuern wegen der weltweiten Autokrise noch einen Verlust von 2,6 Milliarden Euro erzielt.
„Wir haben gezeigt, was in uns steckt und wir bleiben auch 2011 auf dem Gas. Unser Ziel ist nun, das erreichte Erfolgsniveau nachhaltig zu sichern und wo immer möglich weiter zu steigern“, sagte Zetsche.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) stieg nach einem Verlust von 1,5 Milliarden Euro auf 7,3 Milliarden Euro. Der Umsatz kletterte um 24 Prozent auf 97,8 Milliarden Euro. Der Absatz im Konzern wurde um 22 Prozent auf 1,9 Millionen Fahrzeuge hochgefahren.
Die starken Zahlen seien vor allem auf die deutlich angezogenen Pkw-Verkäufe zurückzuführen, erklärte der Manager. Daimler legte speziell in den USA und China kräftig zu. Rund 1,3 Millionen Fahrzeuge wurden 2010 in der Pkw-Sparte abgesetzt (plus 17 Prozent). Im laufenden Jahr sollen eine neue Bestmarke erreicht und bis 2015 rund 1,5 Millionen Autos verkauft werden.
Trotz voll ausgelasteter Produktion wollen die Schwaben an ihren Plänen festhalten, Jobs in der Autosparte abzubauen. Dafür wurden rund 100 Millionen Euro zur Seite gelegt. Das Geld soll im Rahmen eines Abfindungsprogramms Mitarbeitern in Deutschland angeboten werden, die freiwillig das Unternehmen verlassen wollen. Wie stark die Belegschaft schrumpfen solle, sei nicht festgelegt worden, sagte eine Sprecherin. Bei Mercedes-Benz Cars arbeiten derzeit in Deutschland rund 85 000 Menschen.
Für 2011 erwartet Daimler ein operatives Ergebnis deutlich über dem Vorjahreswert. Auch beim Umsatz und Absatz rechnet Zetsche mit einem Plus. Die Verkaufszahlen werden nach Einschätzung des Managements von der weiter hohen Pkw-Nachfrage in Asien getrieben. Auch Deutschland zählt Daimler zu den lukrativen Märkten.
„Die Automobilindustrie ist wieder eine Wachstumsbranche - und Daimler ist in einer guten Position, um sich ein großes Stück vom Kuchen zu sichern“, betonte Zetsche selbstbewusst. „Unser erklärtes Ziel ist es, in den kommenden Jahren in allen Geschäftsfeldern kräftig zuzulegen.“
Von dem Aufschwung im Jahr 2010 sollen auch die Anteilseigner des Premiumherstellers profitieren. Nachdem der Dax-Konzern im Vorjahr wegen seiner starken Verluste keine Dividende an seine Aktionäre gezahlt hat, sollen für das abgelaufene Jahr 1,85 Euro pro Aktie ausgeschüttet werden.
Für einen Wermutstropfen in der Daimler-Bilanz sorgte die viel diskutierte Beteiligung am europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS: Das Aktienpaket brachte ein Minus von 261 Millionen Euro. Hauptgrund sind Rückstellungen in der EADS-Bilanz wegen der Verzögerungen beim Militärtransporter A400M.
Daimler hält 22,5 Prozent der Stimmrechte und 15 Prozent der Anteile an dem Konzern. Zuletzt wurde spekuliert, der Autobauer wolle seine EADS-Beteiligung abgeben. Vertraglich sind die Schwaben aber bis 2012 gebunden. Finanzvorstand Bodo Uebber sagte zwar, die Balance zwischen deutschen und französischen Aktionären sollte auch in Zukunft gewahrt sein. Ob Daimler seinen Aktienanteil nur reduzieren oder doch ganz behalten könnte, wollte Uebber nicht sagen. Er betonte aber: „Der Daimler ist ein Automobilunternehmen.“
Auch der Neustart des Kleinwagens Smart lässt weiter auf sich warten. 2010 wurden lediglich 97 500 Autos (minus 17 Prozent) abgesetzt, mehr wird auch im laufenden Jahr nicht erwartet. Der Vorstandsvorsitzende zeigte sich aber überzeugt, dass der City-Flitzer spätestens durch die Allianz mit Renault-Nissan wieder glänzen wird: „Der Smart läuft viel besser als sein Ruf.“
Die Zahl der Mitarbeiter soll 2011 dank der brummenden Autonachfrage leicht steigen, kündigte der Konzernlenker an. Ende 2010 arbeiteten weltweit 260 100 Menschen (2009: 256 400) bei dem Konzern, davon waren in Deutschland mehr als 164 000 Menschen beschäftigt.
Die Börse belohnte Daimler trotz der Steigerungen nicht. Der Kurs des Premiumherstellers rutschte bis zum Nachmittag um rund drei Prozent auf 54,29 Euro ab und lag damit am Ende des Dax. Händler erklärten das Absacken damit, dass die Zahlen schwächer als erwartet ausgefallen seien.