Daimler: Zetsche verordnet Zwangspause

Die Autokonzerne begegnen der schwächelnden Nachfrage mit drastischen Mitteln: Ganze Werke werden stillgelegt.

Düsseldorf. Die weltweite Absatzkrise bei den deutschen Autobauern führt zu immer schärferen Gegenmaßnahmen. So hat der Daimler-Chef Dieter Zetsche, der am vergangenen Donnerstag bei der Vorlage der Zahlen für das 3.Quartal für den Stuttgarter Autobauer die zweite Gewinnwarnung dieses Jahres herausgeben musste, wegen der schwächelnden Nachfrage eine fast fünfwöchige Zwangspause angeordnet.

Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" wird die Arbeit bei Mercedes am 11.Dezember 2008 eingestellt und erst am 12.Januar 2009 wieder aufgenommen. Solange werde keine S-Klasse die Produktion in Sindelfingen verlassen.

Die Zeitung beruft sich dabei auf einen Konzernsprecher. Aus Stuttgart gab es dazu gestern zunächst keine neue Stellungnahme. Nach den Zahlen vom 3.Quartal verdient Mercedes mit Pkw kein Geld mehr, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) ist um über 90 Prozent eingebrochen. Die Rendite marschiert in Richtung Nulllinie.

So wurden in den drei Sommermonaten noch ganze 112 Millionen Euro verdient, weniger als ein Zehntel vom Vorjahreswert (1,3 Milliarden Euro). Dagegen lieferten Lastwagen und Busse noch ein anständiges Ergebnis ab - sie fuhren wie gewohnt eine gute halbe Milliarde Euro ein.

Eine weitere Drosselung der Produktion hatte Zetsche bereits am vergangenen Donnerstag wegen der dramatischen Lage des Konzerns, der an der Börse nur noch ganze 20 Milliarden Euro wert ist, nicht ausgeschlossen. Bereits Anfang August hatte Daimler angekündigt, Schichten oder bei Bedarf immer wieder einzelne Produktionstage in mehreren deutschen Werken zu streichen.

Wie bereits BMW und VW will auch Daimler den Einsatz von Leiharbeitern massiv reduzieren. Die Stammbeschäftigten schützt bis 2011 bei Daimler ein Standortpakt, betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen. Für Notzeiten gibt es laut "FAS" für den Vorstand im Pakt aber eine Ausstiegsklausel - dann darf betriebsbedingt gekündigt werden.

Verschärft hat sich nach Angaben von Opel-Betriebsrat Rainer Einenkel im Online-Dienst von "Auto, Motor und Sport" auch die Lage in Bochum. Der Betriebsratschef befürchtet in dem Ruhrgebiets-Werk nun einen kompletten Produktionsstopp im Dezember. Geplant sei auch ein neues Abfindungsprogramm, um 150 weitere Stellen einzusparen.