Der Euro stürzt weiter ab

Währungspolitik: Die Märkte trauen den USA eher zu, aus der Flaute heraus zu kommen.

Washington/Frankfurt. Eigentlich dürfte es um den US-Dollar nicht zum Besten stehen: Die größte Volkswirtschaft der Welt laviert am Rande einer Rezession und die Regierung muss mit Abermilliarden der taumelnden Finanzbranche zu Hilfe eilen, sehr zulasten des ohnehin schwer defizitären Haushalts. Doch obwohl die USA das Epizentrum der Finanzkrise sind, glänzt der Dollar wieder und schickt den Euro nun auf Talfahrt. Am Mittwoch purzelte der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung zum ersten Mal seit fast zwei Jahren unter die Marke von 1,28 Dollar und blieb auch gestern darunter. Seit Mitte Juli legte die US-Währung um satte 20 Prozent zu.

Die Entwicklung an den Devisenmärkten ist nur auf den ersten Blick paradox. Die Märkte trauen den USA eher zu, aus der Flaute heraus zu kommen als den europäischen Ländern. Der Dollar wird belohnt für das aktive Vorgehen der USA im Kampf gegen die Finanzkrise. Dass US-Notenbankchef Ben Bernanke ein neues Konjunkturpaket unterstützte, gab dem Greenback noch einmal Rückenwind.

"In Europa wird die Zukunft dagegen schwarz gesehen, weil sich in rasanter Geschwindigkeit Konjunkturprobleme auftun", sagt DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Während manche Auguren 2009 für die USA schon wieder mehr als ein Prozent Wirtschaftswachstum erwarten, sehen Experten für den Euro-Raum nur zwischen 0,5 und 0,7 Prozent Wachstum.

Unmittelbarer Anlass für die Euro-Schwäche sind Spekulationen auf weitere Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB). Geldhändler erwarten, dass die Notenbank den Zins bis Jahresende kräftig senken wird, um die Konjunktur zu stützen. Bislang hatte der Euro-Raum von einem Zinsvorsprung vor den USA profitiert. Auch nach der konzertierten Zinssenkung um 0,5 Punkte Anfang Oktober liegt der Leitzins in Europa mit 3,75Prozent höher als in den USA mit 1,5 Prozent. Ein niedrigerer Zins macht Euro-Anlagen für Anleger weniger attraktiv, was den Euro schwächt.