„ Das Benzin muss jetzt billiger werden“

Das Rohöl ist günstig, der Sprit teuer. Die Ölkonzerne werden wegen ihrer Preispolitik kritisiert.

Düsseldorf. An deutschen Tankstellen ziehen Autofahrer momentan lange Gesichter. Das Benzin ist teuer. Bundesweit liegt der Preis für einen Liter Super durchschnittlich bei 1,47 Euro - und das, obwohl die Rohölpreise auf rund 100 Dollar pro Barrel (159 Liter) gesunken sind.

"Das aktuelle Preisniveau ist durch nichts zu rechtfertigen", schimpft der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC). Ein Vergleich mit den Spritpreisen von Oktober 2007 zeige, dass Autofahrer derzeit rund zehn Cent mehr je Liter Benzin zahlen als vor elf Monaten. Auch Verbraucherminister Horst Seehofer (CSU) fällt ein scharfes Urteil, wenn er auf die aktuellen Spritpreise angesprochen wird: "Natürlich ist das Abzocke!"

Der Mineralölwirtschaftsverband gibt den schwarzen Peter zurück. "Der Benzinpreis kann nicht so stark sinken wie der Ölpreis, weil der hohe Steueranteil sich nicht verändert", sagte Sprecherin Barbara Meyer-Bukow. Beim gegenwärtigen Preis gingen 89 Cent pro Liter an den Staat - 60 Prozent des Gesamtpreises.

Auch Rainer Wiek vom Hamburger Energie Informationsdienst (EID) hält die momentanen Preise für Kraftstoff für "angemessen". Dass sich die sinkenden Rohölpreise nicht sofort beim Benzinkauf bemerkbar machten, habe vielschichtige Gründe: "Der starke Dollar hat eine schnelle Preisminderung verhagelt", erklärt er und rechnet vor: "Die Rohölpreise sind zwar um mehr als 50 Dollar pro Barrel gesunken, aber wegen des Wechselkurses nur um 27 Euro."

Hinzu kämen die hohen Preise für Benzin und Diesel an der Rotterdamer Produktenbörse. "Die Preise gehen erst jetzt runter", sagt Wiek. Auch Hurrikan "Ike" habe seinen Teil zu den hohen Benzinpreisen beigetragen. "Viele Raffinerien in Texas wurden vorsorglich abgeschaltet und laufen erst jetzt langsam wieder an", erklärt er. "Die Amerikaner haben deshalb auch immense Mengen auf dem europäischen Markt eingekauft."

Und es gibt laut Wiek noch einen Grund: Die Tankstellenbetreiber haben während des starken Anstiegs der Rohölpreise in den letzten Wochen teils rote Zahlen geschrieben, weil sie wegen des starken Wettbewerbs auf dem Markt die Erhöhungen nicht sofort weitergeben konnten. "Sie wollen nun die niedrigen Margen des Sommers ausgleichen."

Doch jetzt stehen alle Vorzeichen auf Preisentspannung: Der Dollar-Euro-Wechselkurs ist günstig, die Rohölpreise weiter niedrig, der Hurrikan hat sich verzogen und die Preise an der Rotterdamer Produktenbörse fallen. "Kraftstoffe müssen jetzt deutlich billiger werden", sagt ADAC-Sprecher Andreas Hölzel.