Finanzkrise: KfW wegen 300 Millionen Euro-Zahlung an Lehmann unter Druck

Trotz der bevorstehenden Insolvenz der US-Bank wurde die Zahlung nicht gestoppt. Die Regierung ist fassungslos.

Frankfurt. Aus der Staatsbank KfW wird im Zuge der US-Finanzkrise nach dem Desaster mit der IKB ein weiterer spektakulärer Fehltritt gemeldet: Als bereits fast jeder Kleinsparer über den sich anbahnenden Kollaps bei der US-Investmentbank Lehman Brothers unterrichtet war, haben die Frankfurter Staatsbanker am Montag noch rund 300 Millionen Euro an das US-Institut überwiesen. Am gleichen Tag ging die Bank dann in die Insolvenz.

Es habe "eine fehlerhaft ausgelöste Swap-Zahlung am Montag" gegeben, "deren Umstände durch die Innenrevision geprüft werden", sagte ein KfW-Sprecher.

Diese Geschäfte zur Absicherung von Wechselkursrisiken sind Termingeschäfte. Sie erfolgen mit zeitlicher Verzögerung, werden im Computer gespeichert und häufig automatisch ausgeführt.

Das erste Debakel bei der Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB hatte die KfW elf Milliarden Euro und die SPD-Politikerin Ingrid Matthäus-Meier ihr Amt gekostet. Auch ihrem Nachfolger Ulrich Schröder, der gerade sein Amt als KfW-Chef angetreten hat, droht jetzt Ungemach.

Schröder war vorher für die NRW-Bank in Düsseldorf tätig und konnte nach Frankfurt geholt werden, nachdem sein Gehalt gegenüber seiner Vorgängerin auf 800.000 Euro erhöht worden war. Er galt in der Politik als "Hoffnungsträger", jetzt muss er für 300 Millionen falsch überwiesene Euro gerade stehen. Offenbar haben die Sicherungssysteme der Bank erneut versagt.

Der Sprecher des Finanzministeriums, Torsten Albig, nannte die Zahlung "mehr als verwunderlich und ärgerlich". Der technische Fehler, "der für uns unerklärlich ist", müsse rasch aufgeklärt werden und werde Konsequenzen haben. Der Sprecher von Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU), der Chef des KfW-Verwaltungsrats ist, sagte, es sei zu früh, über personelle oder strukturelle Folgen zu spekulieren.

Schröder muss heute dem KfW-Verwaltungsrat Rede und Antwort stehen. Der KfW könnte 2009 ein Verlustjahr drohen. Ursprünglich stand der Verkauf der IKB an den US-Finanzinvestor Lone Star auf der Tagesordnung - ebenfalls ein Verlustgeschäft.