Die neue Krisenwelle hat die deutschen Banken erreicht

Der Sicherheitsfonds muss für die „verbrannten“ Milliarden gerade stehen.

Düsseldorf. Die Rettung der amerikanischen AIG durch den Staat hat zwar das Schlimmste, die Kettenreaktion von weiteren Pleiten verhindert. Der bis vor kurzem noch größte Versicherer der Welt spielt aber über globale Verflechtungen tief nach Deutschland hinein. Fast alle deutschen Großunternehmen haben die Dienste von AIG in Anspruch genommen, niemand weiß, was diese Policen künftig noch wert sind.

Bereits die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers hat tiefe Auswirkungen auf deutsche Banken und sogar auf den Bankenplatz Düsseldorf. So rechnet die Düsseldorfer Hypothekenbank, die vor Monaten bei der ersten Welle der Finanzkrise von deutschen Banken vor der Pleite bewahrt worden war, wegen der Lehman-Insolvenz für dieses Jahr erneut mit einem Bilanzverlust.

Die Düsseldorfer sind Inhaber von Schuldverschreibungen sowie weiteren Forderungen gegen Lehman Brothers in Höhe von 60,7 Millionen Euro, so der Vorstand.

Allgemein steht den deutschen Finanzinstituten wegen AIG und Lehman weiterer Abschreibungsbedarf in Milliardenhöhe ins Haus. Ausgenommen davon könnte höchstens die Düsseldorfer IKB sein, bei der vor dem Verkauf an die Texaner angeblich alle Risiken bereinigt worden waren.

Über neuen Abschreibungsbedarf zeigen sich die Banken und Versicherer derzeit wenig auskunftsfreudig. Deutsche Bank und Commerzbank verweigern Kommentare dazu. Allianz und Münchner Rück geben "geringe" Engagements zu. Die Maximalbelastung beziffert die Allianz auf 400 Millionen Euro. Diese Schadensumme entspricht 0,1 Prozent der 400 Milliarden Euro umfassenden Kapitalanlagen des Versicherungsunternehmens.

Fest steht aber bereits, dass auf den Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) Milliardenforderungen aus der Lehman-Pleite zukommen. In Finanzkreisen ist von sechs Milliarden Euro die Rede.

Das könnte mehr sein, als derzeit im Topf eingezahlt ist. Im Frühjahr gab das Finanzministerium den Inhalt des Feuerwehrfonds mit 4,6 Milliarden Euro an. An die IKB sind davon 950 Millionen Euro gegangen. Im Zweifel muss der Fonds jedoch von den Banken aufgefüllt werden.

Wie viel Geld die Lehman-Pleite in Deutschland kostet, ist schwer zu sagen. Die Finanzaufsicht Bafin nannte am Dienstag für die Kundenverbindlichkeiten die Summe von elf Milliarden Euro. Nicht jede Kundenforderung gegen Lehman ist jedoch durch den Feuerwehrfonds garantiert, je Kunde sind 285 Millionen Euro abgesichert.

Auch sei eine Konkursquote von 40 bis 50 Prozent bei der US-Investmentbank denkbar, hieß es in Bankenkreisen - zumal Teile von Lehman gegen 1,25 Milliarden Dollar in bar bereits an Barclays verkauft worden sind.

Schlechte Karten haben jedoch zehntausende deutsche Anleger, die Lehman-Zertifikate erworben haben - deren Rückzahlung hängt von der Zahlungsfähigkeit des Emittenten ab.