dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
Stresstest für Sparprogramm - Aufräumen nach Athener Krawallnacht
Athen (dpa) - Nächste Abstimmung über den 78-Milliarden-Euro-Sparplan der Griechen: Einen Tag nach der Verabschiedung des Gesamtpakets debattierten die 300 Abgeordneten über die einzelnen Detail-Regelungen, die in einer Schlussabstimmung abgesegnet werden mussten. Die Abstimmung war am Donnerstag für den späten Nachmittag geplant, eine genaue Uhrzeit war nicht bekannt. Nach einer Krawallnacht mit rund 150 Verletzten blieb die Lage in der Athener Innenstadt ruhig. In der City liefen Aufräumarbeiten, die Luft war wegen des eingesetzten Tränengases beißend. Die massiven Sparmaßnahmen waren am Mittwoch zunächst als Gesamtpaket verabschiedet worden. Beobachter gingen davon aus, dass auch die Detailgesetze vom Parlament gebilligt werden würden.
Schäuble: Banken beteiligen sich an zweitem Athen-Paket
Berlin (dpa) - Die deutschen Banken beteiligen sich nach Angaben der Bundesregierung mit 3,2 Milliarden Euro freiwillig an einem zweiten Hilfspaket für den Euro-Pleitekandidaten Griechenland. Das teilte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) am Donnerstag in Berlin nach Spitzengesprächen mit der Finanzwirtschaft mit. Die Banken seien direkt mit zehn Milliarden Euro in griechischen Staatsanleihen engagiert. Sie sollen nun Anleihen freiwillig verlängern. Zusätzlich hat die staatlichen Förderbank KfW bislang Kredite über 8,4 Milliarden Euro an Athen als Teil der deutschen Griechenland-Hilfen ausgezahlt. Eine komplett freiwillige Einbindung der Privatgläubiger ist wichtig, damit Rating-Agenturen diese Maßnahme nicht als Zahlungsausfall bewerten. Dies würde die Schuldenkrise in der Euro-Zone dramatisch verschärfen.
Kein Ende in Sicht: Job-Boom geht weiter
Nürnberg (dpa) - Ein Ende des Job-Booms ist nicht in Sicht: Im Juni ist die Zahl der Erwerbslosen um 67 000 auf 2,893 Millionen erneut gesunken. Die Arbeitslosenquote ging um 0,1 Punkte auf 6,9 Prozent zurück. Auch im zweiten Halbjahr dürfte sich die positive Entwicklung fortsetzen: „Wir gehen auf Basis der jetzigen Situation davon aus, dass wir absehbar - unter Beachtung aller Risiken, die es gibt - nicht mehr über drei Millionen Arbeitslose kommen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, am Donnerstag in Nürnberg. Erst mit der traditionellen Winterarbeitslosigkeit im Januar werde die Drei-Millionen-Grenze höchstwahrscheinlich wieder überschritten. Im Juni waren 255 000 Menschen weniger auf Jobsuche als ein Jahr zuvor; damals lag die Arbeitslosenquote noch bei 7,5 Prozent.
Wirtschaft klagt: Jobboom verstärkt Fachkräftemangel
Nürnberg/Berlin (dpa) - Die anhaltend gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt verstärkt nach den Worten von Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt den Fachkräftemangel. „So sehr wir die ersten Entscheidungen der Bundesregierung zur Fachkräftesicherung begrüßen: Es sind nur erste Schritte, die mit Blick auf die enormen demografischen Veränderungen in unserem Land völlig unzureichend sind“, sagte Hundt am Donnerstag in Berlin. Er kritisierte das Fehlen eines Gesamtkonzepts: „Dazu gehört sowohl die bestmögliche Entwicklung des heimischen Potenzials als auch eine Erleichterung des Zuzugs von qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland.“ Nach Einschätzung der Bundesagentur für Arbeit (BA) herrscht in Deutschland derzeit kein genereller Mangel an Spezialisten, in einigen wichtigen Branchen gebe es aber Engpässe.
Langsameres Wachstum: Maschinenbauer spüren Krisen
Frankfurt/Main (dpa) - Die Krisen der Weltwirtschaft in diesem Frühjahr haben auch beim deutschen Maschinenbau Spuren hinterlassen. Zwar setzte die Schlüsselindustrie ihren Aufwärtstrend fort, das Tempo bleibe aber moderat, sagte der Chefvolkswirt des Branchenverbands VDMA, Ralph Wiechers, am Donnerstag in Frankfurt. Dennoch stellen die Unternehmen weiterhin neue Mitarbeiter ein. Insgesamt gingen bei den mehr Unternehmen im Mai real 21 Prozent mehr Aufträge ein als vor einem Jahr. Aber im Monatsvergleich bewege sich die Entwicklung nur noch seitwärts. „Das ist nicht verwunderlich, denn wir haben vielfältige Belastungen gehabt im ersten Halbjahr: Die arabische Krise, die Eurokrise, die japanische Krise.“ Wie in der Branche üblich kämen diese Belastungen nun mit Verzögerung bei den Maschinenbauern an.
Bauern wollen mehr Ausgleich für EHEC-Krise
Koblenz (dpa) - Die Bauern fordern nach der EHEC-Krise mehr Ausgleichszahlungen für die Ertragsausfälle. Es sei ärgerlich, dass die Betriebe maximal die Hälfte ihres Schadens ersetzt bekämen, sagte Bauernpräsident Gerd Sonnleitner vor Beginn des Deutschen Bauerntags am Donnerstag in Koblenz. Alle Gemüse- und Salatproben seien negativ gewesen. Sonnleitner warnte zudem die Bundesregierung vor zu hohen Erwartungen an die Bauern beim Ausbau der Öko-Energie durch Biomasse. Ein Anteil von über zehn Prozent am Energieverbrauch sei nur möglich, wenn Hektarerträge stiegen und keine Flächen verloren gingen. Wegen der Trockenheit befürchten die Bauern Einbußen bei der Getreideernte.
Fluglotsen starten Urabstimmung - Streiks im August möglich
Frankfurt/Main (dpa) - Flugreisende müssen sich im Urlaubsmonat August auf Streiks der Fluglotsen einstellen. Im Tarifkonflikt der Beschäftigten bei der Deutschen Flugsicherung begann am Donnerstag die Urabstimmung. Die Briefwahl wird bis zum 29. Juli laufen, danach beginnt die Auszählung, wie der Sprecher der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF), Matthias Maas, der Nachrichtenagentur dpa sagte: „Vorher wird es keine Arbeitskampfmaßnahmen geben.“ Damit drohen im August, wenn in vielen Bundesländern Schulferien sind, bundesweit Verspätungen und Flugausfälle. Allerdings könnten die Arbeitgeber bei der Deutschen Flugsicherung DFS die Schlichtung anrufen, wenn sich die 3400 GdF-Mitglieder in der Urabstimmung für einen Ausstand entscheiden. Damit wären Streiks für die Dauer des Vermittlungsversuchs ausgeschlossen.
Keine Rückendeckung für WestLB-Umbauplan
Düsseldorf (dpa) - Der nordrhein-westfälische Landtag hat die erforderliche Rückendeckung für den WestLB-Umbauplan verweigert. Obwohl die CDU-Opposition die von Bund, Land und den Sparkassen ausgehandelten Eckpunkte „aus staatspolitischer Verantwortung“ mittragen wollte, konnte sie sich am Donnerstag mit den rot-grünen Regierungsfraktionen nicht auf einen gemeinsamen Antrag einigen. Um Mitternacht endet die Frist, um bei den Wettbewerbshütern der EU ein genehmigungsfähiges Konzept zur geforderten Verkleinerung der maroden Landesbank vorzulegen. FDP und Linke lehnen den Umbauplan wegen unkalkulierbarer Risiken für die Steuerzahler ab.
Handy-Gespräche im EU-Ausland werden billiger
Brüssel (dpa) - Pünktlich zur Urlaubssaison sinken die Preise für Handy-Gespräche im europäischen Ausland. Wer vom 1. Juli an mit seinem deutschen Mobiltelefon in einem anderen EU-Land telefoniert, zahlt weniger als bisher: Statt 39 Cent pro Minute dürfen abgehende Anrufe nur noch maximal 35 Cent kosten, eingehende 11 Cent - plus Mehrwertsteuer. Das teilte die EU-Kommission am Donnerstag mit. Der Empfang von Mailbox-Nachrichten im EU-Ausland muss kostenlos sein. Brüssel will auch der Kostenfalle Internet einen Riegel vorschieben: Ein neuer Vorschlag der EU-Kommission sieht vor, erstmals auch beim mobilen Internet Obergrenzen für Verbraucherpreise zu setzen. Nächste Woche soll der Vorschlag auf den Tisch kommen. Die sogenannte Roaming-Gebühren fallen für Gespräche an, die ein Handy-Besitzer außerhalb des eigenen Netzes im Ausland führt.
Größter Dämpfer für Einzelhandel seit vier Jahren
Wiesbaden/Berlin (dpa) - Der stärkste Umsatzeinbruch seit vier Jahren hat den deutschen Einzelhandel im Mai zurückgeworfen. Wirtschaftswachstum und Entspannung am Arbeitsmarkt schlugen sich nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes vom Donnerstag weniger als erwartet in den Kassen der Geschäfte nieder. Doch die Branche lässt sich nicht völlig ausbremsen: „Wir bleiben bei unserer vorsichtig optimistischen Prognose von 1,5 Prozent nominalem Umsatzplus im Gesamtjahr“, sagte ein Sprecher des Einzelhandelsverbandes HDE. Nach den Zahlen des Bundesamtes brachen die Umsätze im Mai im Vergleich zum April dieses Jahres sowohl nominal (minus 3,0 Prozent) als auch preisbereinigt (minus 2,8 Prozent) ein. Ein stärkeres Minus hatte es zuletzt im Mai 2007 gegeben. Damals waren die Erlöse nominal um 3,7 Prozent und real um 3,6 Prozent gesunken.
Dax verteidigt Gewinne
Frankfurt/Main (dpa) - Die neue Zuversicht in der griechischen Schuldenkrise hat dem deutschen Aktienmarkt am Donnerstag moderate Gewinne beschert. Einen Tag nach der Zustimmung des griechischen Parlaments zum Sparprogramm der Regierung in Athen ging es für den Dax um 0,17 Prozent auf 7307 Punkte nach oben. Für den MDax ging es an diesem Donnerstag um 0,97 Prozent auf 10 865 Punkte nach oben, der TecDax stieg um 0,58 Prozent auf 887 Punkte. Am Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Rendite der börsennotierten Bundeswertpapiere auf 2,74 (Mittwoch: 2,70) Prozent. Der Euro legte zu: Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,4453 (1,4425) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,6919 (0,6932) Euro.