Ermittlung gegen Middelhoff
Bundesministerin Zypries will Vorwürfe gegen Ex-Arcandor-Chef prüfen lassen. Dabei geht es um brisante Immobiliengeschäfte.
Hamburg. Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) hat Ermittlungen gegen Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff verlangt. Die zuständige Staatsanwaltschaft solle Hinweise prüfen, wonach Middelhoff und seine Ehefrau an einem Immobilienfonds beteiligt sein sollen, der Gebäude zu außergewöhnlich hohen Mieten an die Arcandor-Tochter Karstadt vermietet haben soll, zitierte der "Spiegel" aus einem Brief von Zypries an ihre NRW-Amtskollegin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU).
Bisher gebe es nur Zeitungsberichte, die darauf hinwiesen. Die Justiz solle klären, ob es ein "strafbares Verhalten von Herrn Middelhoff - etwa wegen Untreue" gegeben habe, zitierte der "Spiegel" aus dem Brief der Justizministerin. Müller-Piepenkötter hat den Brief an die Staatsanwaltschaft Essen weitergeleitet, sagte ein Sprecher.
Middelhoff reagierte gelassen auf die Vorwürfe. Eine Untersuchung, wie sie Zypries anrege, werde "den jetzt aus der Anonymität heraus vorgetragenen Angriffen den Boden entziehen", teilte Middelhoff mit. "Ich werde die Arbeit der zuständigen Stellen vollumfänglich unterstützen", sagte der Manager zu.
"Der gesamte Sachverhalt ist von den zuständigen Gremien des Unternehmens unter Hinzuziehung von Wirtschaftsprüfern und Anwälten intensiv geprüft und abschließend bearbeitet worden", betonte Middelhoff weiter.
Medienberichten zufolge geht es um fünf Gebäude, die von dem Konzern für Karstadt-Warenhäuser bei Immobilienfonds angemietet werden, die gemeinsam von der Privatbank Sal. Oppenheim und dem Projektentwickler Josef Esch aufgelegt worden waren. Die Häuser seien - noch bevor Middelhoff zu dem Konzern kam - zu außergewöhnlich hohen Preisen angemietet worden, schreibt der "Spiegel" in seiner aktuellen Ausgabe.
Im Gegenzug sollte Esch den Konzern offenbar an Gewinnen aus seinen Großprojekten beteiligen, heißt es. Zu den Geschäften sei es aber nicht gekommen. Der Vorstand habe die Ausfälle auf 100 Millionen Euro beziffert.
Es soll nun darum gehen, warum Middelhoff später als Konzernchef auf eine Klage gegen Esch verzichtet habe. "Ich und meine Frau haben 2002 als Privatpersonen kleinere Beteiligungen (unter zehn Prozent) an den Esch-Fonds gezeichnet, ohne zu diesem Zeitpunkt zu ahnen, dass ich zwei Jahre später in den Aufsichtsrat von KarstadtQuelle gewählt werden würde", erklärte Middelhoff dazu.