Finanzmärkte reagieren gelassen auf Bundestagswahl
Frankfurt/Main (dpa) - Die Finanzmärkte haben am Montag kaum auf die sich abzeichnende Fortsetzung der Kanzlerschaft Angela Merkels (CDU) reagiert. Sowohl die Börse als auch der Euro traten am Vormittag faktisch auf der Stelle.
Das Resultat sei an den Märkten „eingepreist“ gewesen - also schon vorausgesehen worden. Belasten könnten allenfalls zähe Koalitionsverhandlungen, kommentierte Marktstratege Daniel Saurenz von Feingold Research.
Der deutsche Aktienmarkt startete am Montag mit moderaten Gewinnen, drehte dann aber leicht ins Minus. Zuletzt stand der Dax bei 8659,19 Punkten und damit um 0,19 Prozent tiefer als am Freitag. In der Vorwoche hatte der deutsche Leitindex ein Plus von 1,95 Prozent geschafft und am Donnerstag bei 8770 Punkten ein Allzeithoch markiert. An den europäischen Märkten fiel die Entwicklung ähnlich aus, der EuroStoxx 50 lag zuletzt mit 0,10 Prozent im Minus.
Der Euro zeigte sich ebenso unbeeindruckt von dem Wahlausgang. Der Kurs der Gemeinschaftswährung stand am Montagvormittag nahezu unverändert bei 1,3530 US-Dollar. Beobachter argumentierten, an dem Kurs Deutschlands in der Eurokrise dürfte der Wahlausgang nichts Wesentliches ändern.
Es sei mit einer Fortsetzung der Politik von „Zuckerbrot und Peitsche“ zu rechnen, kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank. Die eurokritische Partei Alternative für Deutschland (AfD) hatte den Einzug ins Parlament knapp verfehlt - die Aussichten auf eine Regierungsbeteiligung waren aber ohnehin gering gewesen. An den Märkten für Staatsanleihen gab es ebenfalls keine nennenswerte Reaktion.
Nach vorläufigen amtlichen Endergebnissen haben CDU und CSU trotz starker Zugewinne eine absolute Mehrheit im neuen Parlament knapp verfehlt. Weil die FDP erstmals nicht im Bundestag vertreten sein wird, ist eine Fortsetzung der gegenwärtigen schwarz-gelben Regierung nicht möglich. Beobachter sehen daher die Bildung einer großen Koalition als wahrscheinlichste Option. Möglich wäre auch ein Bündnis der Union mit den Grünen. Experten der britischen Bank Barclays erwarten, dass sich die Verhandlungen bis in den November hinziehen könnten.