Führungswechsel bei Siemens: Klaus Kleinfeld gibt auf

Der Siemens-Chef verzichtet von sich aus auf einen neuen Vertrag. Ein Nachfolger wird gesucht.

<strong>München. Die Sitzung des Aufsichtsrats von Siemens dauerte nur gut drei Stunden, dann stand das Ergebnis fest: Klaus Kleinfeld (49) wirft das Handtuch und steht für eine Verlängerung seines Vertrages zum 1. Oktober nicht mehr zur Verfügung. Die Führungskrise beim führenden Elektrokonzern hat damit nur wenige Tage nach dem Rücktritt von Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer (66) den Höhepunkt erreicht. Ein Nachfolger für Kleinfeld steht noch nicht fest. Kleinfeld begründete seinen Entschluss mit den laufenden Diskussionen, die Vertragsverlängerung erneut zu verschieben. "In diesen Zeiten braucht das Unternehmen Klarheit über seine Führung", sagte er. Bis zum 30. September will er noch seinen Job machen. Dafür und für die "erfolgreiche Führung" in den vergangenen zwei Jahren dankte ihm der neue Aufsichtsratschef Gerhard Cromme. "Siemens steht heute besser da, denn je"

Inszenierung der Aufsichtsräte hat geklappt

Das Taktieren Kleinfelds, der die Vorlage guter Geschäftsergebnisse extra wegen der Sitzung vorgezogen hatte, hat sich nicht gelohnt. Dagegen war die Inszenierung von Gerhard Cromme und Vize-Aufsichtsratschef Josef Ackermann (Deutsche Bank) erfolgreich. Sie hatten am Vortag in die Öffentlichkeit lanciert, dass sie bereits einen Nachfolger für Kleinfeld suchen. Zwar sagte Linde-Chef Wolfgang Reitzle am Montag ab. Es wird aber nicht ausgeschlossen, dass Reitzle sich das aufgrund des Drucks der Deutschen Bank auf Linde nochmals überlegen könnte.

Elektroriese

Arbeitgeber Der krisengeschüttelte Siemens-Konzern ist mit 162 000 Beschäftigten in Deutschland einer der größten Arbeitgeber. Weltweit zählt der Konzern mit mehr als 87 Milliarden Euro Umsatz zuletzt insgesamt 475 000 Mitarbeiter. Die Produktpalette des Konzerns reicht von der Glühbirne bis zur Dampfturbine.

Geschichte Das Unternehmen kann auf eine stolze Geschichte zurückblicken. Die Anfänge reichen bis ins Jahr 1847 zurück, als der Erfinder Werner von Siemens und sein Kompagnon Johann Georg Halske in einer Berliner Hinterhofwerkstatt die Fertigung von Telegraphen begannen und damit den Grundstein für den Weltkonzern legten.