WestLB: Ab durch den Notausgang

Bankchef Fischer sieht sich in der jüngsten Affäre scharfer Kritik ausgesetzt.

Düsseldorf. Es war nicht das erste Mal, dass WestLB-Chef Thomas Fischer vor dem Finanzausschuss des Landtags Rede und Antwort stehen musste. Doch während die Auftritte in den vergangenen drei Jahren eher Gala-Charakter hatten, musste der selbstbewusste Banker am Donnerstag erstmals ein Kreuzverhör über sich ergehen lassen. Es ging um möglicherweise kriminelle Geschäfte seiner Bank, aber auch um die persönliche Verantwortung Fischers.

Denn dieses Mal standen nicht die frohen Botschaften über die Erfolge der neuen WestLB, die Fischer in den vergangenen Jahren vom Ruch einer skandalträchtigen Bank zu befreien gesucht hatte, im Mittelpunkt. Dieses Mal musste Fischer Auskunft geben über die Affäre um Zockereien zweier Mitarbeiter mit Aktien, die die Bank mindestens 100 Millionen Euro kosten wird.

Fischer und Linssen hielten sich ansonsten bedeckt, verwiesen auf die laufenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen und die Recherchen der Bankaufsicht. Fischer kündigte an, auf der Krisensitzung des Aufsichtsrats in der kommenden Woche mehr zu sagen, sprach allgemein vom "kriminellen Werk Einzelner unter Beteiligung Dritter". Aber er sagte auch, dass er persönlich in der Verantwortung stehe.

Eigenhandel Banken spekulieren auch auf eigene Rechnung an den Börsen. Der Eigenhandel kann aber auch mal schief gehen - wie jüngst im Fall der WestLB.

Wetten Die WestLB-Händler wetteten, dass sich der Preisabstand zwischen Stamm- und Vorzugsaktien von VW verringert. Solche Geschäfte hatten bereits mehrfach geklappt; etwa mit Metro- und BMW-Aktien. Doch diesmal ging es schief.

Aktien Vorzugs- und Stammaktien haben unterschiedliche Preise. Mit Stämmen darf auf der Hauptversammlung abgestimmt werden; mit Vorzügen nicht. Diese haben eine höhere Dividende. Je wertvoller das Stimmrecht, umso größer der Preisunterschied.

Verlustgeschäft Die WestLB kaufte VW-Vorzugsaktien, um den Abstand zu den Stammaktien einzuengen. Dann aber kam das Porsche-Angebot für die VW-Stammaktien dazwischen. Die Folge: Der Preisvorsprung der Stammaktien gegenüber den Vorzügen stieg zeitweise auf mehr als 35 Euro. Diese Spanne konnten die WestLB-Händler auch mit dem Zukauf größerer Mengen von VW-Vorzugsaktien nicht mehr schließen. Daher sitzt die Bank inzwischen auf Risiken von gut 100 Millionen Euro.

WestLB-Chef Thomas Fischer ist angezählt. Ausgerechnet der Top-Manager, der die skandalgeplagte Bank wieder zurück zu alter Stärke führen sollte, wird nun von einer neuen, peinlichen Affäre eingeholt. Natürlich hat Fischer vor dem Finanzausschuss des Landtages eine lückenlose Aufklärung versprochen - das macht sich gut in solchen Situationen. Gleichzeitig stellte er die WestLB als Opfer krimineller Machenschaften dar.

Fischer hatte bei seinem Amtsantritt versprochen, dass es Skandale wie einst bei der Bank nicht mehr geben werde. Daran muss er sich nun messen lassen.