Fusion der Discounter: Aus Plus wird Netto
Lebensmittelhandel: Edeka darf die Tengelmann-Tochter übernehmen. Das Kartellamt macht jedoch strenge Auflagen.
Bonn. Es ist die bisher größte Fusion auf dem Discount-Markt: Deutschlands führender Lebensmittelhändler Edeka darf aus seiner Discount-Tochter Netto und der Tengelmann-Tochter Plus die neue Nummer drei auf dem deutschen Markt hinter Aldi und Lidl schmieden. Nach monatelangen Verhandlungen und Zugeständnissen seitens Edeka und Tengelmann gab das Bundeskartellamt am Dienstag Grünes Licht für das Fusionsvorhaben.
Tengelmann muss jedoch zuerst knapp 400 der 2900 Plus-Märkte in Deutschland verkaufen. Außerdem wird sich Tengelmann nur mit 20Prozent am Gemeinschaftsunternehmen Netto/Plus beteiligen dürfen. "Das macht aus der geplanten Partnerschaft fast einen Unternehmensverkauf, was nicht unser Ziel war", kommentierte Karl-Erivan Haub, Geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensgruppe Tengelmann, die Auflage.
Nach dem Startschuss für den neuen Discounter werden binnen 18 Monaten 1750 der 2500 Plus-Filialen auf das Netto-Konzept umgestellt, kündigte Edeka-Vorstandssprecher Markus Mosa an. 750 kleinere Märkte in Innen- und Großstädten sollen weiterhin unter dem Namen Plus geführt werden - allerdings mit einem neuen Convenience-Konzept. In den Nachbarschafts-Filialen soll es neben einem Grundsortiment vor allem Waren zum sofortigen Verzehr geben; etwa Salate, Obstportionen, Getränke oder Süßwaren.
Durch den Zusammenschluss entsteht ein Discounter mit rund 10,4 Milliarden Euro Umsatz, 3800 Filialen und rund 50000 Beschäftigten. Alle 25000 Mitarbeiter von Plus sollen übernommen werden. Darüber hinaus will Edeka 2500 neue Stellen schaffen. Die gesamte Edeka-Gruppe, die selbstständige Kaufleute als zweite Säule hat, kommt auf jährlich 38 Milliarden Euro Umsatz.
Bis zur Integration müssen 378 Plus-Märkte mit insgesamt 700 Millionen Euro Umsatz - vornehmlich in Ostdeutschland - verkauft werden. "Wir sind zuversichtlich, diese Bedingung innerhalb von sechs Monaten erfüllen zu können", sagte Karl-Erivan Haub.
Verkaufsgespräche seien aufgenommen worden. Nur wenn sich nachweislich kein Erwerber für eine Filiale findet, darf diese laut Kartellamt geschlossen werden. Als Interessenten gelten Deutschlands zweitgrößter Lebensmittelhändler Rewe und der Discounter Norma.
Tengelmann muss zudem eine weitere bittere Pille schlucken: Das Bundeskartellamt hat die Zusammenarbeit zwischen Edeka und Tengelmann beim Wareneinkauf nicht genehmigt. Der Familienkonzern muss sich für seine Supermarktkette Kaiser’s einen anderen Einkaufspartner suchen. Kartellamtspräsident Bernhard Heitzer verwies auf den Konzentrationsprozess in der Branche: Heute teilten sich lediglich fünf Supermarkt- und Discountketten 90 Prozent des Marktes.