Geschäftsklima Das Handwerk ist bester Stimmung

DÜSSELDORF · Handwerkskammer-Präsident Andreas Ehlert präsentiert Umfrage zum Geschäftsklima.

Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf sieht den Fachkräftemangel als größte Wachstumsbremse.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Handwerkspräsident Andreas Ehlert scheint selbst überrascht von der guten Stimmung, die in den Betrieben herrscht. „Im Vergleich zu dem Schock-Krisenjahr 2022 mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine und den Auswirkungen auch hierzulande haben sich Stimmung und Zukunftserwartungen deutlich verbessert“, sagt er bei Vorstellung des aktuellen Geschäftsklimaindex - eine zweimal im Jahr durchgeführte Umfrage unter den Handwerksbetrieben der Region. Wenn der Wert 100 eine normale Stimmungslage repräsentiert, so ist er nun mit 120 deutlich positiv. Und gegenüber dem vergangenen Herbst sogar um 22 Punkte gestiegen.

Aber woran liegt das, wo doch die harten wirtschaftlichen Fakten, wie der Handwerkschef es sagt, im Wesentlichen gleich geblieben sind. Ehlert: „Vor sechs Monaten hatten die Unternehmen große Sorgen wegen explodierender Energiepreise, zerstörter Lieferketten und fehlender Fachkräfte. Mit Blick auf die Energiepreise habe politisches Handeln, die Energiepreisbremse, geholfen.

Insbesondere in den Lebensmittelhandwerken und den Gesundheitshandwerken, aber auch in Ausbauhandwerken wie dem der Elektrotechniker und Heizungsbauer ist die Stimmung gut. Die Auslastung der Betriebe sei hier nach wie vor hoch, der Fachkräftebedarf sei die größte Wachstumsbremse. Entsprechend ist die Auftragsreichweite, also die Zeit von der Auftragserteilung bis zum Arbeitsbeginn, auf historischem Höchststand. Im Schnitt sind es 9,8 Wochen, teilweise aber auch deutlich mehr. Wie etwa im Sanitär- und Heizungshandwerk (12,5 Wochen) oder bei den Maurern (13,8 Wochen). Es fehlt das Personal: der Anteil der Betriebe mit offenen Stellen liegt auf einem historischen Höchststand von 41 Prozent.

Künstliche Intelligenz kann das Gäste-WC nicht kacheln

Ehlert sieht als Ursache dafür eine bildungspolitische Fehlentwicklung. Es gelinge nicht, genügend junge Leute fürs Handwerk zu begeistern. Dabei biete gerade das Handwerk spannende und zukunftsorientierte Jobs. Derzeit wird bekanntlich diskutiert, dass Künstliche Intelligenz viele Jobs überflüssig machen wird. In Banken, Versicherungen, Behörden. Im Handwerk sei man hier auf der sicheren Seite, wirbt Ehlert um Nachwuchs. Hier seien allemal kreative Lösungen erforderlich. Er zitiert die Kabarettistin Caroline Kebekus, die gesagt hatte: „Chatgpt wird das Gäste-WC nicht kacheln können.“

Im Bauhauptgewerbe sieht es freilich schlechter aus. Auch wenn die Auftragsbücher noch voll seien, sind die Zukunftserwartungen doch trübe. Die Zahl der Baugenehmigungen ging im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat im Schnitt um 28 Prozent zurück. Zins- und Materialpreissteigerungen, aber auch staatliche Auflagen machten das Bauen teurer, beklagt Ehlert.

Und natürlich kommt er auch auf die Diskussion um Heizungsverbote zu sprechen. Diese habe für große Irritationen gesorgt. Dass die Unsicherheit nun auch noch zu einem regelrechten Run auf Öl- und Gasheizungen geführt habe, sei schon „ziemlich schräg, wo man doch zu einer Dekarbonisierung kommen will“. Die Wärmepumpe sei zwar eine glänzende Technologie, sagt Ehlert, doch auch sie komme nur für einen Teil der Häuser in Betracht. Da bedürfe es teilweise weiterer Investitionen in die Gebäude.