Hochtiefs Widerstand ist gebrochen

Der Machtkampf ist entschieden — die Spanier haben die volle Kontrolle im Aufsichtsrat übernommen.

Essen. Der letzte Widerstand bei Hochtief gegen die spanische ACS, die sich Deutschlands größten Baukonzern bis zur Jahresmitte einverleiben will, ist am Donnerstag gebrochen worden. Kurz vor der Hauptversammlung in der Essener Grugahalle nahmen die letzten vier Gegner der Spanier im Aufsichtsrat ihre Kandidatur für das Gremium zurück.

Damit konnte ACS die Zahl der Vertreter im Kontrollgremium von zwei auf vier verdoppeln. Ein weiteres Mitglied vertritt die Interessen des zweiten Großaktionärs, dem mit den Spaniern befreundeten Emirat Katar. Die restlichen drei Posten auf der Arbeitgeberbank gehen an von ACS ausgewählte Kandidaten, darunter als Vorsitzenden den Ex-Conti-Chef Manfred Wennemer. Den Rat verlassen BDI-Präsident und Ex-Hochtief-Chef Hans-Peter Keitel, Heinrich von Pierer und Wilhelm Simson sowie der bisherige Vorsitzende Detlev Bremkamp.

Seine letzte Hauptversammlung bei Hochtief nutzte Bremkamp auch für Klarstellungen. Der Abgang von Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter (60) mit dem Ende der Hauptversammlung sei nicht freiwillig erfolgt, sagte er. „ACS legte Wert auf sein Ausscheiden.“ Das quittierten die Aktionäre mit Pfiffen und Buhrufen. Der Abschied wird ihm aber mit vier Millionen Euro versüsst. Mit ihm gehen zwei weitere Vorstände.

Bremkamp glaubt, dass ACS zur Jahresmitte nach Übernahme der Aktienmehrheit — noch fehlen acht Prozent — die Ergebnisse und das Vermögen von Hochtief vollständig in der eigenen Bilanz konsolidieren wird. Eine Investorenvereinbarung, die die Zukunft von Hochtief geregelt hätte, sei am Desinteresse der Spanier gescheitert. Die Vereinbarung mit der IG Bau, wofür Klaus Wiesenhügel von den Aktionären gescholten wurde, reiche nicht und sei rechtlich nicht belastbar.

Aktionärsschützer befürchteten die Ausplünderung von Hochtief. „Wir müssen aufpassen, dass keine Werte verschoben werden“, sagte DSW-Sprecher Marc Tüngler. Auch in den Fluren der Grugahalle hörte man wenig Gutes über die Spanier.