Landwirte erwarten geringere Getreideernte
Trockenheit im Frühjahr, Starkregen zu Erntebeginn: Deutsche Landwirte müssen erneut Ertragseinbußen hinnehmen. Ernte-Einbrüche beim Getreide von bis zu 40 Prozent werden befürchtet. Als Ausgleich fordert Bauernpräsident Sonnleitner finanzielle Vergünstigungen für Landwirte.
Ribbeck (dpa) - Die deutschen Landwirte erwarten wegen der langen Trockenheit im Frühjahr erneut eine sinkende Getreideernte. Das schlechte Ergebnis von 2010 mit 44,3 Millionen Tonnen werde noch weiter unterboten, sagte Bauernpräsident Gerd Sonnleitner am Dienstag im havelländischen Ribbeck. Zudem hätten massive Regenfälle der vergangenen Wochen zu einem „Fehlstart der Ernte 2011“ geführt. Seit Mitte vergangener Woche müssten die Mähdrescher wegen des Regens eine „Zwangspause“ einlegen.
Als Folge seien die Erzeugerpreise in den vergangenen Wochen stark gestiegen und lägen deutlich über dem Vorjahr. „Der Preisanstieg bereitet unseren Schweinehaltern und Fleischerzeugern große Kopfschmerzen wegen der Kostensteigerung, die im Markt noch nicht weitergegeben wurden“, sagte Sonnleitner. Dies werde sich über kurz oder lang aber ändern.
In Deutschland sei auf knapp 6,5 Millionen Hektar Ackerfläche Getreide angebaut worden, was einem Rückgang von 2,3 Prozent entspreche. Für Europa werde ein Rückgang bei der Getreideernte von einem Prozent auf 272 Millionen Tonnen gerechnet. Wegen erwarteter guter Ernten zum Beispiel in Russland würden im Moment die Terminmarkt-Notierungen für Weizen in Paris unter Druck sein. Sonnleitner geht davon aus, dass die erwartete weltweite Weizenernte von 664 Millionen Tonnen nicht den geschätzten Verbrauch von 667 Millionen Tonnen decken werde. Deshalb würden die internationalen Weizenbestände auf 184 Millionen Tonnen sinken.
Bei der Gerste in Deutschland erwartet der Verband einen Rückgang von 10 bis 15 Prozent, bei sandigem Boden auch bis zu 40 Prozent. Auch beim Weizen werde eine unterdurchschnittliche Ernte erwartet. Die 24 Millionen Tonnen aus dem vergangenen Jahr würden kaum erreicht werden. Bei Raps würden bis zu 50 Prozent Ertragseinbußen befürchtet. Da auf dem Grünland auch weniger Heu geerntet worden sei, setzten die Landwirte die Hoffnung auf eine noch gute Maisernte.
Sonnleitner forderte die Politik auf, den Bauern die Möglichkeit zu geben, steuerfreie Rücklagen zu bilden. Bisher habe sich Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) dagegen gesträubt. In der Steuerdebatte nach der Sommerpause gehöre diese Forderung unbedingt auf die Tagesordnung des Kabinetts, betonte der Bauernpräsident.