Neue Anklage gegen Thomas Middelhoff
Bochum (dpa) - Neuer Ärger für Thomas Middelhoff: Die Bochumer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität hat gegen den früheren Topmanager vor dem Essener Landgericht eine weitere Anklage erhoben.
Im Raum steht erneut der Vorwurf der Untreue zulasten des ehemaligen Karstadt Mutterkonzerns Arcandor, wie Oberstaatsanwalt Bernd Bienioßek am Mittwoch sagte. Er bestätigte damit einen Bericht der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (WAZ).
Die Ermittlungsbehörde wirft dem seit zwei Monaten in Untersuchungshaft sitzenden 61-Jährigen vor, die Verantwortung dafür zu tragen, dass der finanziell ohnehin angeschlagene Konzern noch im Februar 2009 - also unmittelbar vor Middelhoffs Ausscheiden aus dem Unternehmen - insgesamt 800 000 Euro als Sponsoring an die britische Universität Oxford überwies. Bienioßek sagte, es bestehe der Verdacht, dass der Zahlung kein entsprechender Gegenwert für das Unternehmen gegenüber gestanden habe.
Middelhoffs Anwalt Winfried Holtermüller wollte zu der neuen Anklage keine Stellung nehmen. Middelhoff selbst hatte das Sponsoring in der Vergangenheit damit gerechtfertigt, dass „talentierte, englischsprachige Führungsnachwuchskräfte für den Konzern gewonnen werden“ sollten.
In einem Zivilprozess hatte das Landgericht Essen im September 2013 Middelhoff bereits dazu verurteilt, dem Insolvenzverwalter des Arcandor-Konzerns Schadenersatz für den Sponsoring-Vertrag zu leisten, da die Zahlung vom Konzernvorstand nicht ordnungsgemäß gebilligt worden sei. Middelhoff hat allerdings Berufung gegen das Urteil eingelegt.
In dem Zivilverfahren war er dazu verurteilt worden, dem Insolvenzverwalter des Konzerns insgesamt rund 3,4 Millionen Euro zu zahlen. In dieser Summe sind neben dem Oxford-Sponsoring auch Flugkosten und hohe Bonuszahlungen enthalten, die der Manager nach Auffassung des Gerichts zu Unrecht erhielt. Der Fall wird zurzeit in zweiter Instanz vor dem Oberlandesgericht Hamm verhandelt. Ein Urteil steht noch aus.
Middelhoff sitzt zurzeit in Untersuchungshaft. Der Manager war im November 2014 vom Essener Landgericht zu drei Jahren Haft verurteilt worden, weil er nach Auffassung des Gerichts private Flüge und eine Festschrift zu Unrecht vom Konzern bezahlen ließ. Noch im Gerichtssaal war er wegen Fluchtgefahr verhaftet worden. Das Urteil ist allerdings nicht rechtskräftig, da Middelhoffs Anwälte Revision eingelegt haben. Middelhoff hat die Vorwürfe stets bestritten.