Schwarzer Tag für Arcandor: Alle Staatskredite abgelehnt
Die Karstadt-Pleite rückt näher. Letzte Chance: Ein verbessertes Konzept, das der Konzern heute vorlegen will.
Berlin/Essen. Schwarzer Tag für Arcandor: Innerhalb weniger Stunden zerplatzten für den ums Überleben kämpfenden Handels- und Touristik-Konzern die Hoffnungen auf Staatshilfen. Montagmorgen wurden eine Bürgschaft sowie ein Kredit aus dem "Wirtschaftsfonds Deutschland" abgelehnt, am Nachmittag folgte die Absage des Bundes an eine Rettungsbeihilfe. Damit rückt eine Insolvenz der Arcandor AG näher. Arcandor (Karstadt, Quelle) hat jedoch eine allerletzte Frist für "einen neuen, substanziell verbesserten Antrag" auf Rettungsbeihilfen bekommen.
Diese will der Konzern nutzen: Am Dienstag soll ein nachgebesserter Antrag für die Rettungsbeihilfe über 437Millionen Euro vorgelegt werden, kündigte Arcandor-Sprecher Gerd Koslowski Montagabend an. Dafür sollte noch in der Nacht versucht werden, Eigentümer, Banken und Vermieter zu einem größeren Beitrag zu bewegen. Die Zeit drängt. "Wir brauchen eine Entscheidung bis Mittwoch", sagte Koslowski.
Die Arcandor-Großaktionäre Sal. Oppenheim und Madeleine Schickedanz sind offenbar zu einer Kapitalerhöhung von 150 Millionen Euro für das von Insolvenz bedrohte Unternehmen bereit. "Wir alle haben das Ziel, zu einer Lösung zu finden, bevor es zu einer Insolvenz kommt", sagte Friedrich Carl Janssen, der zugleich persönlich haftender Gesellschafter des Bankhaues Sal. Oppenheim sowie Aufsichtsratschef von Arcandor ist. Wie aus Kreisen des Finanzministeriums in Berlin Montagabend verlautete, erfüllt dies allein aber nicht die vom Bund geforderte verstärkte Beteiligung der Eigentümer.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte zuvor deutlich die Erwartungen des Managements gedämpft und mehr Engagement der Eigentümer und Gläubiger gefordert. Was fehle, sei "die Dringlichkeit", mit der sich beide Seiten um eine Lösung bemühten, kritisierte Merkel.
Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick schwor am Montag vor der Essener Konzern-Zentrale die Belegschaft auf einen Kampf um jeden Job ein. Die Absage aus Berlin bedeute keineswegs die Insolvenz, rief der Manager per Megafon der Belegschaft zu. Auch die Eigentümer von Karstadt-Quelle hätten deutlich gemacht, sie wollten alles tun, um eine Insolvenz zu vermeiden. Die Arcandor AG beschäftigt insgesamt 80000 Menschen.
An der Börse brach die Arcandor-Aktie um fast 44 Prozent auf den historischen Tiefstand von 1,06 Euro ein.