12.000 Stellen unbesetzt Sicherheitsbranche rechnet mit mehr Aufträgen
Berlin (dpa) - Die Sicherheitsbranche in Deutschland rechnet nach dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt mit steigendem Bedarf an Personal.
Die höhere Nachfrage sei von heute auf morgen jedoch nicht zu decken, sagte Silke Wollmann, Sprecherin des Bundesverbands der Sicherheitswirtschaft (BDSW), der Deutschen Presse-Agentur. Ein Sicherheitsdienst in Berlin verzeichnet schon jetzt eine deutlich steigende Nachfrage rund um den Anschlagsort am Ku'damm, wie der Geschäftsführer berichtete.
„Zurzeit haben wir bundesweit 12.000 offene Stellen“, sagte BDSW-Sprecherin Wollmann der Zeitung „Die Welt“. Zur Hochzeit des Flüchtlingszustroms im Herbst 2015 seien 15.000 Stellen unbesetzt gewesen.
Angehende Sicherheitsmitarbeiter hätten zwischenzeitlich acht Monate auf die staatlich geforderte Kurzeinweisung bei den Industrie- und Handelskammern warten müssen, weil vorher kein Termin frei gewesen sei. Dieser 40-stündige Kurs ist die Mindestvoraussetzung, um in der Branche arbeiten zu dürfen. Seit Herbst 2015 hat sich die Lage laut Wollmann etwas entspannt.
Der Bedarf ist dennoch enorm: „Man kann immer unendlich einstellen“, sagte der Chef der Berliner Security-Firma mit rund 150 Angestellten. „Qualifiziertes Personal ist nicht leicht zu finden.“ Deshalb müsse er auch Aufträge ablehnen.
Wie nach dem Amoklauf von München im Juli erwartet der BDSW, dass die Zahl der Anfragen an Sicherheitsfirmen erneut kurzfristig steigt. „Wenn solche Vorfälle wie jetzt hier in Berlin öfter auftreten, wird sich das doch alles wieder ein bisschen verstärken“, sagte Wollmann. Es sei jedoch schwierig, neues Personal in der Sicherheitsbranche zu gewinnen. Nacht-, Wochenend- und Feiertagsarbeit machten den Job nicht unbedingt attraktiv. Hinzu kommt, dass der Stundenlohn für Objektschützer ohne Ausbildung bei nur rund zehn Euro liegt.
Auch die neu auf den Arbeitsmarkt strömenden Asylbewerber können die Lücke vorerst nicht stopfen. „Rein rechtlich geht das noch nicht“, sagte Wollmann. Jobsucher müssten ein einwandfreies Führungszeugnis vorlegen. Bislang sei jedoch noch nicht geklärt, wie lange Flüchtlinge für die sogenannte Zuverlässigkeitsprüfung in Deutschland leben sollten.
Wollmann betonte auch: „Sie können natürlich einen Weihnachtsmarkt abriegeln - die Frage ist, ob das Gefühl von Weihnachtsmarkt dann überhaupt noch zustande kommt. Und Sie können solche Veranstaltungen nie hundertprozentig schützen.“
Derzeit arbeiten dem BDSW zufolge rund 250 000 Beschäftigte in der Sicherheitsbranche. 2015 waren es 233 000 - das entspricht einem Anstieg von mehr als sieben Prozent. Für 2017 geht der Verband von einem moderaten Wachstum von drei bis fünf Prozent aus.