Studie: Wohnungsbau in Deutschland geht am Bedarf vorbei
Köln (dpa) - In deutschen Metropolen entstehen nach einer neuen Studie zu wenige Wohnungen, während auf dem Land zum Teil zu viel gebaut wird.
Bundesweit seien im vergangenen Jahr rund 245 000 Wohnungen geschaffen worden, erklärte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW), das die Studie erstellt hat, am Mittwoch im Köln. Nur 66 000 davon seien aber in den Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern entstanden.
Geschätzt würden dort deutlich mehr benötigt, nämlich 102 000. Zu viele Wohnungen gibt es dem Institut zufolge hingegen in einigen ländlichen Regionen wie der Eifel, dem Schwarzwald oder Teilen Ostdeutschlands.
Der Studie liegt eine Hochrechnung zugrunde, wie viel neuer Wohnraum künftig wo in Deutschland benötigt wird. Die Autoren schauen sich dabei unter anderem den Zeitraum 2015 bis 2020 an. Mit Blick auf ganz Deutschland kommen sie zu dem Ergebnis, dass der Wohnungsbau dem künftigen Bedarf hinterherhinkt.
„Aktuell brauchen wir mehr Wohnungen, als wir tatsächlich bauen“, sagte Mitautor Michael Voigtländer. Von 2015 bis 2020 müssten demnach pro Jahr etwa 266 000 Wohnungen gebaut werden - also mehr als zuletzt 2014. Die Lücke hat demnach Auswirkungen auf die Verbraucher. „Das erklärt letztlich, warum die Preise so stark steigen“, sagte Voigtländer.
Besonders groß sind die Probleme in den Großstädten. Nur in wenigen passen Bautätigkeit und Bedarf der Studie zufolge annähernd zusammen - etwa in Düsseldorf, Bremen, Essen und Dortmund. In Berlin, München, Hamburg, Köln oder Frankfurt am Main klaffen hingegen Lücken. Allein Berlin bräuchte demnach bis 2020 jährlich fast 20 000 neue Wohnungen. Gebaut wurden 2014 aber weniger als 9000.
Ein Hauptgrund für den Mangel in den Großstädten seien fehlende Bauflächen, sagte Voigtländer. „Die Bauflächen fehlen, die Investoren sind schon da.“ Er brachte als Ausweg auch neue Wohnhochhäuser ins Spiel - Deutschland sei da noch sehr zurückhaltend. Zudem lägen in den Städten auch zum Teil noch Flächen brach.
Ein anderes Bild zeichnen die Autoren vor allem für einige ländliche und strukturschwache Regionen. Dort werde oft zu viel und am Bedarf vorbei gebaut. Grund dafür sei, dass die Kommunen großzügig neues Bauland ausweisen würden, um Einwohner und Unternehmen anzulocken. Viele Menschen bauten dann lieber neu, statt bestehende Häuser zu beziehen. An anderer Stelle stünden Häuser dann leer.
In diesen Kommunen müssten Anreize geschaffen werden, damit mehr Leute in innere Ortsteile ziehen würden und sich die Region nicht zersiedle, heißt es in der Studie. Gehe die Entwicklung so weiter, drohten weiter steigende Preise in vielen Ballungsräumen und noch mehr Leerstand auf dem Land.